Schädlinge - Kleine Kohlfliege

Beschreibung

Die kleine Kohlfliege ist ein weit verbreiteter Schädling im Kohlanbau. Winterraps als Kohlgewächs wird ebenfalls von den Maden der Kohlfliege und anderen verwandten Arten befallen.

Lateinischer Name:
Delia radicum

Biologie:
Die Fliege ähnelt unserer bekannten Stubenfliege, ist aber etwas kleiner (ca. 5 bis 6 mm lang) und stark behaart. Die Fliegen können auch größere Distanzen über mehrere Kilometer zur nächsten Nahrungsquelle zurücklegen, wobei sie sich wahrscheinlich am Geruch orientieren. Jedes Weibchen kann etwa 100 bis 120 Eier legen.

Die 1. Generation der Kleinen Kohlfliege schlüpft ab Mitte April aus ihren Tönnchenpuppen im Boden. Nach ca. einer Woche beginnt das Weibchen mit der Eiablage, meist am Wurzelhals von geeigneten Wirtspflanzen (Raps, Kohl, Ackersenf, Hellerkraut, Hederich und weitere Kreuzblütler). Einige Tage später schlüpfen die jungen Maden und beginnen im Boden an den Wurzeln der Wirtspflanze zu fressen.

Nach ca. 3-4 Wochen verpuppen sich die Maden im Boden nahe der Wirtspflanze. Aus den Tönnchenpuppen entwickelt sich die 2. Generation, und der Zyklus wiederholt sich. Die 3. Generation erscheint, je nach vorangegangener Witterung, ab Ende August, kann aber auch noch bis in den Oktober hinein aktiv sein.

Maden der Kleinen Kohlfliege
Die weißlich-gelben Maden werden bis 8 mm lang. Sie haben weder Kopf noch Beine. Das Vorderende ist zugespitzt und besitzt einen schwarzen Mundhaken. Am Hinterende liegen zwei dunkle Atemporen, die wie Augen aussehen (aber keine sind).

Tönnchenpuppe der Kleinen Kohlfliege
Nach ca. 2 bis 4 Wochen verpuppen sich die Larven der ersten beiden Generationen in den oberen 5 cm Bodentiefe, die 3. Generation zieht sich zur Überwinterung auch in bis zu 20 cm Bodentiefe zurück. Die braunen Tönnchenpuppen sind ca. 5 bis 7 mm lang.  Häufig sind die Puppen auch beim Herausziehen an den Wurzeln zu finden. Die Winterruhe der 3. Generation wird durch die Tageslänge und niedrige Temperaturen ausgelöst. Aus den Puppen schlüpft im Frühjahr die erste Generation, wenn die Temperatur in 5 cm Bodentiefe ca. 16 °C erreicht hat (Kastanienblüte).

Schäden:
Von den Haarwurzeln und Seitenwurzeln aus fressen sich die Maden bis zur Pfahlwurzel des Winterrapses. Einzelne Maden können toleriert werden. Mehrere Maden zusammen können an den Pfahlwurzeln von Winterraps schwere, irreparable Schäden verursachen. Die Pfahlwurzel wird in ihrer Funktion und im Wurzeltiefgang stark eingeschränkt. Jüngere Pflanzen werden bei einem frühen, massiven Befall bereits im Herbst zerstört, indem sie einfach vertrocknen.

Ältere Pflanzen zeigen im Herbst sehr starken Nährstoff- und Wassermangel, da sie von der Wurzel fast nicht mehr versorgt werden können. Sie bleiben in der Entwicklung deutlich zurück und können auch zu diesem Zeitpunkt noch absterben. Die Winterhärte ist stark herabgesetzt. Zudem bieten die Verletzungen Eintrittspforten für Krankheiten wie Phoma lingam und Verticillium.

Sobald sich die Maden im Boden verpuppen, kann die Wurzel zumindest teilweise verheilen. Oberirdisch ist der Pflanze das Ausmaß des Schadens kaum anzusehen. Bei günstiger Herbstwitterung reagieren die stark geschädigten Pflanzen mit der verstärkten Bildung von Seitenwurzeln, die jedoch weder den Wurzeltiefgang noch die Leistungsfähigkeit einer intakten Pfahlwurzel ersetzen können. Solche Rapsbestände werden auf Stressfaktoren wie Wassermangel empfindlich reagieren.

Das Ausmaß der Schäden an Winterraps durch die Kleine Kohlfliege lässt sich schwer bewerten. Bei geringem Befall im Herbst und Frühjahr halten sich die Schäden in überschaubaren Grenzen, massiver Befall im Herbst wird sich aber mit Sicherheit negativ auswirken. Einzelne Pfanzenausfälle in einem ansonsten guten Bestand können problemlos kompensiert werden.

Die Schäden im Herbst werden in der Regel von den Maden der 3. Generation verursacht. Auch die erste Generation der Kohlfliege legt ihre Eier am Wurzelhals oder in der Nähe der Rapspflanzen ab, und die Maden fressen ebenso wie im Herbst an den Wurzeln. Im Mai/Juni sind die Rapspflanzen jedoch bereits fast vollständig ausgewachsen. Schäden im Wurzelbereich werden daher meist nicht entdeckt bzw. nicht beachtet, da kräftige, gesunde Pfahlwurzeln einen leichten Befall im Frühjahr ohne größere Probleme verkraften können.

Schadbilder


Schadschwelle

Keine Schadschwelle bekannt.



Schädling


Bekämpfung

Die Fliege ist sehr mobil und fast nicht durch insektizide Spritzungen zu treffen. Die Maden sind an der Wurzel in 2 bis 5 cm Bodentiefe für Insektizidspritzungen nicht erreichbar. Es ist also derzeit keine gezielte chemische Bekämpfung möglich. Neue Beiz-Wirkstoffe befinden sich in Entwicklung und Zulassung, werden jedoch frühestens 2015 und dann in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen.

Aufgrund der stark eingeschränkten chemischen Kontrollmöglichkeiten müssen verstärkt ackerbauliche Möglichkeiten zur Kohlfliegenbekämpfung herangezogen werden. Hierzu zählen die mechanische Bodenbearbeitung nach Raps, der Saattermin und die Saatstärke.

Ackerhygiene reduziert Krankheits- und Schädlingsdruck
Eine intensive Bodenbearbeitung nach der Rapsernte verringert den Schlupf der ersten Kohlfliegengeneration deutlich. Dies belegen Versuche aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Durch die recht flache Puppenruhe (in der Regel oberste 5 cm) können diese Puppen zumindest teilweise durch eine flache Bodenbearbeitung dezimiert werden. Eine tiefere Bodenbearbeitung (Pflug) würde eine noch stärkere Reduktion bewirken, macht aber aus ackerhygienischen Gründen (Altraps nicht vergraben!) keinen Sinn. Besser ist es, die Rapsstoppeln nach der Ernte mehrmals flach zu bearbeiten.

Frühsaaten vermeiden
Bei der Rapsaussaat gilt: die größten Pflanzen werden am stärksten befallen. Frühsaaten sind daher meist stärker befallen.

Dies liegt sowohl an der kräftigen Pflanzenentwicklung (attraktiver) als auch daran, dass die ersten aufgelaufenen Rapsschläge auch die ersten Eiablagebedingungen weit und breit bieten. Spätsaaten hingegen weisen meistens (aber leider nicht immer) den geringsten Befall auf. Sie erreichen allerdings unter ungünstigen Wachstumsbedingungen im Herbst keine ausreichende Vorwinterentwicklung. Daher ist aus heutiger Sicht der „normale“ Saattermin in der letzten Augustdekade die beste Wahl, um eine gute Vorwinterentwicklung bei vertretbarem Befall zu ermöglichen.

Keine Dünnsaaten
Geringere Pflanzenanzahlen weisen meist höhere Madenzahlen pro Wurzel auf. Daher empfiehlt sich eine Mindestsaatstärke von 40 bis 50 keimfähigen Körnern/m².

Wuchsunterstützung durch DMM nutzen
Den stärksten fungiziden Beizschutz TMTD + DMM verwenden, um junge Keimpflanzen so sicher und schnell wie möglich durch die gefährlichste Phase vom Keimblatt bis zum 4-Blatt-Stadium zu führen.

Hier haben auch die frohwüchsigen Hybriden klar ihre Vorteile.




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