Aktuelle Schädlingsprognose (KW 38 - 2023)

Rapserdfloh und Schwarzer Kohltriebrüssler
Beim Rapserdfloh sind Blattfraß und Gelbschalenfänge von Region zu Region und von Schlag zu Schlag extrem unterschiedlich. Die Beobachtungen reichen von kaum Zuflug oder Lochfraß bis deutlich über 10 % zerstörter Blattfläche und mehreren hundert Erdflöhen in den Schalen. Teils sehr hoher Befall wird wie schon so häufig aus dem Norden und Osten Deutschlands gemeldet (z.B. Schleswig-Holstein, Thüringen, Sachsen).

 

Blattfraß Erdfloh
 

Noch kleinen Raps engmaschig auf den typischen Lochfraß des Erdflohs kontrollieren. Besonders gefährdet sind jetzt noch Spätsaaten, kleine und nicht wüchsige Bestände (verursacht z.B. durch Trockenheit verbunden mit der Hitze) oder ungleichmäßige Rapse mit vielen kleinen Pflanzen (verzetteltes Auflaufen, z.B. bei stark verkrustetem Boden). Auch wenn bei sehr starkem Blattfraß schon behandelt werden musste (z.B. in Schleswig-Holstein oder Thüringen): Weiter kontrollieren bis der Raps aus dem empfindlichen Stadium herausgewachsen ist: Bei der spätsommerlichen Wärme ist die Dauerwirkung mit 1 bis maximal 2 Tagen sehr kurz. Neu zufliegende Erdflöhe werden nicht mehr vom Insektizid erfasst und können sich für ihren Reifungsfraß über die noch kleinen Blätter hermachen.


 

Gelbschale Erdfloh

Gelbschalen weiter alle paar Tage kontrollieren. Auch innerhalb eines Schlages fangen sie teils sehr unterschiedlich. Fast deutschlandweit ermöglicht die Witterung diese Woche stärkeren Zuflug des Rapserdflohs. Über das vergangene Wochenende und bis Mitte dieser Woche ist von Hauptzuflug auszugehen (gilt für Raps, der um den 5. September aufgelaufen ist).


 

Jetzt behandeln bei sehr vielen Erdflöhen in der Gelbschale, oder warten?

Knackpunkt bei der Behandlungsentscheidung ist das noch sehr warme Wetter. Bei 1-3 Tagen Dauerwirkung und anhaltendem Neuzuflug kann keine zufriedenstellende Wirkung auf die Käfer erzielt werden. Gleichzeitig erhöht man mit der Pyrethroid-Behandlung den Selektionsdruck (Resistenzentwicklung). Mit Temperaturen häufig über 20 Grad soll es auch über diese Woche hinaus weitergehen. Dann werden die Käfer auch schon verstärkt mit der Eiablage beschäftigt sein. Und sind erstmal viele Eier in den Boden gelegt, ist ein potenzieller Schaden durch die später daraus schlüpfenden Larven gesetzt. Bei diesen Vorzeichen ist es besser, weiter abzuwarten: Sind die meisten Rapserdflöhe zugeflogen und der Larvenschlupf bereits in Gange, kann bei anhaltend kühleren Temperaturen noch gezielt gegen die Larven vorgegangen werden. Die Käfer werden ebenfalls erfasst und daran gehindert, im Falle eines milden Winters immer weiter Eier abzulegen.

 

Erstmal abwarten ist auch die Devise, wenn bislang nur wenige Rapserdflöhe in den Gelbschalen waren. Jetzt kommt es darauf an, wie das Wetter in den nächsten Wochen wird. In Jahren mit warmem Herbst können aus wenig zugeflogenen Käfern hohe Larvenzahlen entstehen. Genauso ist der umgekehrte Fall möglich.


 

Strategie in Regionen mit Schwarzem Kohltriebrüssler

Kommt in der Region der Schwarze Kohltriebrüssler vor, sollte eine notwendige Erdfloh-Behandlung bis zum Zuflug dieses Rüsslers hinauszögert werden. Der Schwarze Kohltriebrüssler muss innerhalb weniger Tage nach seinem Erstzuflug behandelt werden, um ihn an der Eiablage zu hindern. Die Larven sind – wie im Frühjahr beim Gefleckten Kohltriebrüssler und beim Großen Rapsstängelrüssler – nicht mehr bekämpfbar. Aktuell hat noch kein stärkerer Zuflug des Schwarzen Kohltriebrüsslers stattgefunden. Häufig startet der Rüssler in größeren Zahlen erst in die Rapsflächen, wenn es sich erstmals deutlich abkühlt. Im Idealfall können mit 1 Maßnahme sowohl der Schwarze Kohltriebrüssler vor dessen Eiablage und gleichzeitig die ersten Rapserdflohlarven bekämpft werden.


 

Wachstumsregler und Phoma

Die Entwicklung der Rapsbestände klafft weit auseinander – von gerade aufgelaufen bis bereits 6 oder mehr Blätter. Über ganz Deutschland gesehen überwiegen diesen Herbst die späteren Saaten. Verglichen mit dem deutschlandweiten langjährigen Mittel beträgt der Rückstand beim Auflauftermin derzeit etwa 1 Woche. In jetzt weiter entwickelten und wüchsigen Beständen mit 4 oder mehr Laubblättern ist über die erste Wuchsregulierung zu entscheiden. Stagniert der Raps im Wuchs (z.B. weil es zu trocken ist), sollte noch gewartet werden.

 

Beim Einsatz des Herbizids Belkar im späteren Nachauflauf sind Beschränkungen zu beachten: Metconazol-Produkte (Carax, Caramba, Efilor) dürfen weder in Mischungen mit Belkar noch in Spritzfolgen damit angewendet werden. Das gilt für diesen gesamten Herbst. Die anderen Fungizide/Wachstumsregler (z.B. Architect, Folicur, Tilmor, Toprex) erfordern einen Spritzabstand von mind. 7 Tagen. Nur bei Belkar-Splitting sind in der Nachlage Tankmischungen mit Folicur, Tilmor und Toprex oder Architect möglich (dann aber ohne Gräserherbizid). Bei Mischung von Fungiziden bzw. Wachstumsreglern mit Insektiziden: Darauf achten, ob sich die Bienengefährdung ändert.

 

Das witterungsbedingte Phoma-Risiko ist in den meisten Regionen noch gering. Mit erstem Phoma-Befall ist von den in den letzten Wochen gefallenen Niederschlägen her bislang am ehesten ganz im Westen von NRW (Niederrhein) und im südlichen Teil von Bayern zu rechnen. Viele der Sorten im Anbau sind gering anfällig für Phoma-Blattflecken.


 

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster

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