Aktuelle Schädlingsprognose (KW 7 - 2024)

Am vergangenen Wochenende, v.a. am frühlingshaften Samstag (10.2.) gab es Zuflug von Großem Rapsstängelrüssler und Geflecktem Kohltriebrüssler: punktuell in NRW und Rheinland-Pfalz, im östlichen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. In Baden-Württemberg und Bayern lässt der Erstzuflug weiter auf sich warten, natürlich auch im kälteren Norden und Nordosten Deutschlands. Ein einzelner schöner Tag vermag meistens noch keinen Massenzuflug auszulösen, zumal wenn lebhafter Wind und Regen eine Rolle spielen. An windgeschützten Stellen kann trotzdem Zuflug stattfinden. Beachten Sie dies bei Ihren Gelbschalen, auch die Hauptwindrichtung: Sie brauchen mindestens zwei Gelbschalen pro Schlag, an unterschiedlichen Seiten. Auch die Nähe zu den Winterquartieren der Rüssler ist relevant: Während der Große Rapsstängelrüssler aus den Vorjahresrapsschlägen kommt, wartet der Gefleckte Kohltriebrüssler in Hecken und an Waldrändern auf günstige Bedingungen, um in den Raps einzufliegen. Kontrollieren Sie die Gelbschalen gezielt nach warmen (deutlich über 10 Grad) und sonnigen Tagen.  

 

Die beiden Rüsslerarten müssen auseinandergehalten werden: Rüssler aus der Schale fischen, auf

 
Küchenpapier trocknen lassen und ggf. Lupe zur Hand nehmen: Der Gefleckte Kohltriebrüssler hat einen weißen Fleck auf dem Rücken und rötliche Füße. Der Große Rapsstängelrüssler ist größer und schwarz-grau meliert. Die digitale Gelbschale kann die beiden Rüssler nicht unterscheiden. Wenn die App Zuflug signalisiert, muss die Schale angefahren werden.

 

Die Bekämpfungsschwelle beim Kohltriebrüssler beträgt 15 Käfer/Gelbschale in 3 Tagen. Weil der Rapsstängelrüssler deutlich mehr Schaden anrichten kann, ist seine Schwelle niedriger (5 Käfer/Gelbschale in 3 Tagen).

 

Dazu kommt: Der Spielraum für die Behandlung ist beim Großen Rapsstängelrüssler kürzer als beim Gefleckten Kohltriebrüssler. Die Arten haben einen unterschiedlich langen Reifungsfraß, bevor sie Eier ablegen: Der Rapsstängelrüssler vollzieht diese Phase um einiges schneller als der Kohltriebrüssler. Die Dauer des Reifefraßes ist zusätzlich abhängig vom Temperaturverlauf nach dem Zuflug. Bleibt es warm und sonnig, werden die Käfer innerhalb weniger Tage eiablagereif. Kühles Wetter verzögert den Beginn der Eiablage.

 

Die Insektizidmaßnahme richtet sich gegen die Käfer und muss vor der Eiablage erfolgen. Eier und Larven können im Inneren der Rapspflanze nicht mehr bekämpft werden. Mit häufig wirtschaftlichen Mehrerträgen von 3 dt/ha ist die Stängelrüssler-Behandlung die wichtigste Maßnahme im Frühjahr.

 

Eine einzige, gut platzierte Behandlung reicht aber meistens aus. Das Ziel ist, die Maßnahme durch Abwarten bis zur Eiablage hinauszuzögern, um auch später zufliegende Rüssler zu treffen und ggf. eine Zusatzwirkung auf den Glanzkäfer zu erzielen.

 

Je weniger behandelt wird, desto weniger Resistenzdruck übt man aus. Beim Gefleckten Kohltriebrüssler haben wir es bereits mit einer beginnenden Pyrethroid-Resistenz zu tun. Und beim Rapserdfloh ohnehin, der jetzt als Larve oder Käfer auch noch im Raps sitzt (einige Erdflöhe verirren sich auch im Frühjahr noch in die Gelbschalen). Vor der Rüssler-Behandlung sollte deshalb auch nach Erdflohlarven in den Blattstielen geschaut werden. Befall erkennt man an Vernarbungen und Aufplatzungen an den Blattstielen. Im Inneren sind Larven mit Beinen und schwarzer Kopfkapsel. Der Befall kann schlagspezifisch sehr unterschiedlich sein! Noch kleinere Larven werden mit der Rüssler-Behandlung miterfasst.

 

Wie geht es jetzt weiter?

In der zweiten Wochenhälfte wird es wieder milder. Donnerstag und Freitag sind Werte zwischen 11 und 18 Grad vorhergesagt, dazu fehlt aber häufig die Sonne. In der Nordhälfte Deutschlands öfter Regen. Besonders in Rheinland-Pfalz, Teilen von Baden-Württemberg, Bayern und verbreitet in Mitteldeutschland bietet das Wetter aber optimale Bedingungen für (weiteren) Rüssler-Zuflug. Ab Sonntag mit 7-12 Grad wieder etwas kühler. Von der Ostsee bis nach Sachsen nur um 5 Grad. Gelbschalen nach schöneren Tagen kontrollieren. Erste Glanzkäfer können darin auch zu finden sein.

 

Über eine Behandlung kurzfristig entscheiden muss nur, wer bereits um den 10. Februar herum kritische Zahlen des Großen Rapsstängelrüsslers in den Schalen hatte. Mit den wieder ansteigenden Temperaturen Mitte/Ende dieser Woche können diese Tiere bereits mit der Eiablage beginnen. Der Neuzuflug würde miterfasst – sofern die Flächen überhaupt befahrbar sind und es nicht regnet.

 

Spielt bisher ausschließlich der Gefleckte Kohltriebrüssler eine Rolle, ist in dieser Woche noch keine Behandlung notwendig, und der weitere Zuflug kann abgewartet werden. Selbst wenn in den wärmeren Regionen des Westens- und Südwestens Deutschland die Eireife von am 10.2. zugeflogenen Tieren schon erreicht ist, werden sie bei unter 12 Grad keine intensive Eiablage beginnen.

 

Startet wie in diesem Jahr der Zuflug verzettelt, ist beim Finden des richtigen Behandlungstermins Fingerspitzengefühl gefragt….

 

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster

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