Kohlhernie im Raps vermeiden

Kohlhernie ist eine ertragsmindernde Fruchtfolgekrankheit bei Winterraps. Um einen Befall vorzubeugen oder einzudämmen stehen mehrere Maßnahmen zur Verfügung.

Wurzelgallen durch Befall mit Kohlhernie bei Raps
Winterraps ist neben Weizen der Leistungsträger in vielen deutschen Fruchtfolgen. Durch die teilweise hohen Anbaukonzentrationen sind dabei Fruchtfolgekrankheiten im Auge zu behalten. Auch die Kohlhernie hat im letzten Herbst nicht nur in den bereits bekannten Gebieten, sondern auch auf vielen neue Flächen z.B. in Bayern und Baden-Württemberg zu Schäden geführt.

Verursacher der Kohlhernie ist ein bodenbürtiger Einzeller (Plasmodiophora brassicae), dessen Zoosporen die jungen Wurzeln kreuzblütiger Wirtspflanzen infizieren und sich dort vermehren. Hierbei entstehen Wurzeltumore, der Transport von Wasser und Nährstoffen aus der Wurzel in den Spross wird gestört. Folge sind Welke und Kümmerwuchs, ggf. Auswinterung und Totalausfall. Das Schadausmaß bei Kohlhernie ist aber schwierig vorherzusagen, denn oftmals vermögen sich die Pflanzen über neu gebildete Wurzeln noch wieder einigermaßen zu erholen. Bei kühl-feuchter Witterung und guter Nährstoffversorgung betragen die Ertragsverluste dann „nur“ einige dt/ha. Bei Trockenheit und Hitze können die befallenen Rapsbestände jedoch dramatisch einbrechen bis hin zum Totalausfall.
Befallsfördernde Faktoren sind vor allem feucht-warme Bodenverhältnisse > 15 °C, frühe Aussaat und Boden-pH Werte unter 7. Gerade auf schlecht strukturierten und humusarmen Böden ist die Kohlherniegefahr größer. Auch auf Böden, die zu Staunässe neigen, ist die Kohlherniegefahr erhöht. Das Auftreten im Bestand ist oft nesterweise. In Folgejahren kann auch der gesamte Schlag betroffen sein und im Extremfall zum Totalausfall des Bestands führen. Die Verschleppung des Erregers erfolgt durch Bodenbearbeitungsgeräte.

Kohlhernie ist ein entscheidendes Thema für jeden Rapsanbauer. Da der Erreger im Boden sehr persistent ist (einzelne Sporen können über 20 Jahre überleben), bieten auch verlängerte Raps-Anbaupause keine endgültige Sicherheit. Ein verseuchter Boden bleibt in der Regel über Jahre hinaus belastet, zumal auch kruzifere Unkräuter (z.B. Hirtentäschel, Hellerkraut, Ackersenf oder Rauken) den Befall weiter verbreiten.
Für noch nicht von Kohlhernie betroffene Landwirte gilt also: vorbeugen! Dies bedeutet in erster Linie eine nicht zu eng gestellte Fruchtfolge sowie eine gute Ackerhygiene. Diese beinhaltet eine gute Unkrautbekämpfung sowie die rechtzeitige Bekämpfung von Ausfallraps. Gerade der Ausfallraps kann stark zur Vermehrung des Erregers im Boden beitragen, da er in der Phase höchster Bodentemperaturen im Juli/August aufläuft. Kommen dann noch Niederschläge z.B. durch Gewitter hinzu, so kann es sehr schnell zu Infektionen kommen. Neue Dauersporen können bereits vier Wochen nach Infektion vorhanden sein und sind sehr langlebig (bis 20 Jahre). Ausfallraps sollte daher spätestens bis zum 4-Blatt-Stadium beseitigt werden. Auch Durchwuchs bereitet Probleme und kann ackerhygienisch wie Raps nach Raps gewertet werden. Er fördert zudem die Ausbreitung weiterer Krankheiten und Schädlinge (z.B. Kohlfliege). Da der Erreger auf eine hohe Bodenfeuchte angewiesen ist, dienen auch Maßnahmen wie Drainierung bzw. allgemein Verminderung von Staunässe zur Vorbeuge.
Sobald der erste Kohlhernie-Befall beobachtet worden ist, gelten nochmals verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Die Ackerhygiene sollte noch besser beherzigt werden. Oft wird der erste Befall zunächst nur nesterweise, z.B. in feuchten Senken, beobachtet. Das Auftreten erster befallener Pflanzen sollte unbedingt vermerkt werden, auch wenn zunächst kein wirklicher Schaden aufgetreten ist. Denn wenn im Rahmen der Fruchtfolge auf dem Schlag wieder Winterraps angebaut werden soll, werden die „alten“ Beobachtungen gern verdrängt. Da es sich um einen bodenbürtigen Erreger handelt, besteht die erste Vorsorge in einer gründlichen Reinigung der Maschinen, um die weitere Verbreitung über kontaminierte Erde zu unterbinden. Generell müssen Befallsflächen stets zuletzt bearbeitet werden.
Bestehen für einen Schlag zur kommenden Rapsaussaat Verdachtsmomente, kann ein Biotest weitere Informationen liefern. Hierfür werden an verschiedenen Stellen des Feldes (bevorzugt Senken, anmoorige oder versauerte Stellen) aus den oberen 5 cm Bodenproben entnommen und in Blumentöpfe gefüllt. In jeden Blumentopf werden je 10 bis 20 Raps – oder Senfsamen ca. 0,5 cm tief ausgesät. Die optimale Temperatur beträgt zwischen 20 und 25 °C. Der Boden sollte ständig feucht gehalten werden, damit es zu Infektionen kommen kann. Nach 6 bis 8 Wochen werden die Rapspflanzen vorsichtig entnommen und die Wurzeln freigespült. Sind Gallen erkennbar, ist dies ein sicheres Indiz für Kohlhernie.
Für den Anbau von Winterraps auf mit Kohlhernie belasteten Flächen steht die Kombination mehrerer Maßnahmen im Vordergrund:

1. Aufkalken
Ein niedriger pH-Wert fördert Infektionen. Ab pH 7,2 treten kaum noch Infektionen auf. Zudem verbessert eine Aufkalkung die Bodenstruktur und trägt so ebenfalls zur Befallsminderung bei. Allerdings kann eine alleinige Aufkalkung den aktuellen Befall zwar verringern, führt jedoch nicht zur Reduzierung des vorhandenen Erregerpotenzials.

2. Sortenwahl
Anbau einer resistenten Hybridsortem - z.B. CROCODILE. Um die rassenspezifische Resistenz möglichst lange wirksam zu erhalten, die Sorten nur auf Befallsflächen anbauen!

3. Spätere Aussaat
Kühle Temperaturen hemmen Keimung und Wachstum des Erregers, dessen Temperaturoptimum zwischen 20 bis 25°C liegt. Die Bodentemperaturen sind bei frühen Saatterminen oft höher, spätere Aussaaten bei Bodentemperaturen < 15°C zeigen hingegen nur geringe Symptomausprägung.

Fazit
Für jeden Rapsanbauer heißt es im Hinblick auf Kohlhernie: Heilen ist schwierig, daher muss der Vorbeugung (Ackerhygiene, Fruchtfolge) absolute Priorität eingeräumt werden. Die Ausbreitung der Kohlhernie auf vielen Rapsanbauflächen verdeutlicht diese Erfahrung schmerzlich. Denn, hat sich die Kohlhernie erst einmal auf einem Schlag bemerkbar gemacht, so ist sie praktisch nicht wieder wegzubekommen, der Anbauer muss sich mit dem Befall arrangieren. Die größte Sicherheit im Rapsanbau auf Befallsflächen bietet die Kombination mehrerer Maßnahmen von Aufkalkung, Sortenwahl und Saattermin.

 

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