Der stark steigende Verbrauch der Mühlen, fallende Importe sowie höhere Exporte haben das EU-Rapsangebot für die zweite Hälfte der Vermarktungsperiode 2023/24 deutlich reduziert. Die sich abzeichnende Verknappung spiegelt sich jedoch noch nicht in den aktuellen Rapspreisen wider.
Der stark steigende Verbrauch der Mühlen, fallende Importe sowie höhere Exporte haben das EU-Rapsangebot für die zweite Hälfte der Vermarktungsperiode 2023/24 deutlich reduziert. Die sich abzeichnende Verknappung spiegelt sich jedoch noch nicht in den aktuellen Rapspreisen wider, die in den vergangenen drei Monaten in einer relativ engen Spanne von 420 bis 450 Euro gehandelt wurden. Zusätzlich notierte EU-Raps mit einem Abschlag gegenüber kanadischem Raps.
Die kanadischen Preise an der ICE waren in den letzten drei Wochen relativ schwächer als EU-Raps was die Prämie in der Mai-Position auf nur noch 1 US-Dollar am 11. Januar reduzierte, verglichen mit 26 US-Dollar am 27. Dezember und 40-50 US-Dollar Mitte November. Ein weiterer Preisanstieg in der EU ist jedoch erforderlich, um a) Importe zu generieren und b) den Verkauf von Landwirten in der EU zu fördern.
Da kanadischer Raps aktuell in die EU nicht kalkuliert und das Angebot in der Ukraine saisonal niedrig ist, werden die Mühlen in der EU im April/Juni 2024 stark von den Importen von australischem Raps abhängig sein. Die australischen Exporte in die EU blieben jedoch im November und Dezember deutlich hinter dem Vorjahresvolumen zurück und verloren Marktanteile an Japan, Pakistan, Mexiko und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Berichten zufolge sind die Vorverkäufe in die EU ebenfalls klein, und es bleibt abzuwarten, ob zusätzliche Käufe rechtzeitig getätigt werden, wenn man die relativ lange Lieferzeit sowie die begrenzte australische Exportlogistik berücksichtig.
Rekordmengen an Raps haben die Ölsaatenverarbeitung in der EU im Jahr 2023 auf einen neuen Höchststand gehoben. Nach deutlichen Zuwächsen im Januar/September ging die Rapsverarbeitung im Oktober/Dezember 2023 allerdings geringfügig auf 6,3 Mio. t zurück. Die Gesamtmenge im Jahr 2023 erreichte trotzdem einen neuen Rekord von 24,4 Mio. t und stieg um 1,8 Mio gegenüber 2022.
Während die Knappheit von Sojaschrot auf dem Weltmarkt und die damit einhergehende Preissteigerung die EU-Rapsschrotpreise im Oktober/Dezember stützten, übertraf die Produktion offenbar die EU-Nachfrage nach Rapsöl, was die Preise in Rotterdam im Dezember auf durchschnittlich nur noch 983 US-$/T reduzierte (20% weniger als ein Jahr zuvor). Der derzeitige Angebotsüberschuss wird jedoch nur vorübergehend sein. Es wird erwartet, dass der steigende Verbrauch und die sich abzeichnende Abschwächung der Rapsverarbeitung den jüngsten Abwärtstrend bei den Rapsölpreisen umkehren werden.
Die Aussichten für 2024 deuten auf divergierende Fundamentaldaten auf den Pflanzenöl- und Proteinmärkten hin. Es wird erwartet, dass die deutliche Verlangsamung der Produktion von Rapsöl, Sonnenblumenöl und Palmöl die Abhängigkeit von Sojaöl erhöhen wird. Dies dürfte die EU-Pflanzenölpreise in den kommenden Monaten stützen, während die Proteinpreise den aktuellen Oil WORLD Prognosen zufolge erheblich fallen werden. Ein steigender „oil share“ wird die Verarbeitung von Ölsaaten mit einem hohen Ölgehalt fördern und die Rapspreise in der EU zusätzlich stützen.
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