Rekordhohe Weltproduktion belastet EU-Rapsnotierungen in der ersten Oktoberhälfte. Größere als zunächst erwartete Ernten in Kanada und Australien werden den Rückgang in der Ukraine mehr als ausgleichen und die weltweite Produktion von Raps in der Saison 2025/26 auf ein neues Rekordniveau von 82,1 Mio. Tonnen heben (+6,5 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr).
OIL WORLD schätzt die kanadische Ernte auf mindestens 21,0 Mio. Tonnen in diesem Jahr, was einem Zuwachs von 1,6 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Gegensatz dazu brachen die kanadischen Verkäufe in den ersten beiden Monaten der Saison 2025/26 stark ein – bedingt durch den weiterhin ungelösten Handelskonflikt mit China und mangelnde Käufe anderer Länder. Die kanadische Produktion wird in dieser Saison sehr wahrscheinlich die Nachfrage übersteigen, was die kanadischen Preise weiter unter Druck halten wird. Entscheidende Bedeutung kommt dabei der Entwicklung der Nachfrage nach Pflanzenölen in den USA zu – insbesondere der endgültigen Biokraftstoffgesetzgebung für 2026, die als wichtiger preisbestimmender Faktor gilt.
Die stark reduzierten Anfangsbestände werden den Zuwachs des globalen Angebots im Wirtschaftsjahr 2025/26 auf 2,7 Mio. Tonnen begrenzen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob das große weltweite Angebot auch zu einem entsprechenden Anstieg der Rapsverarbeitung führen wird. Zunehmende Handelskonflikte (vor allem zwischen China und Kanada) sowie staatliche Eingriffe – wie etwa die ukrainischen Exportzölle – haben in den vergangenen Monaten die globalen Handelsströme erheblich beeinträchtigt und Importe sowie Verarbeitung in wichtigen Ländern unter dem Potential gehalten.
Die Rapsexporte aus der Ukraine, Kanada und Australien (die in 2024 rund 85 % des Weltmarktes ausmachten) sanken in Juli–September 2025 auf geschätzte 2,5 Mio. Tonnen – ein Rückgang um mehr als 50 % gegenüber dem Vorjahr. Während die stark reduzierten Vorräte die Exporte Australiens im letzten Quartal um rund 0,7 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr reduzierten, waren politische Entscheidungen die Hauptursache für die starken Rückgänge in Kanada und der Ukraine. Der eskalierende Handelskonflikt mit China reduzierte die kanadischen Exporte in Juli–September um geschätzte 1,1 Mio. Tonnen, während die Einführung einer 10 %-Exportsteuer die ukrainischen Ausfuhren auf 0,86 Mio. Tonnen reduzierte (vs. 1,83 Mio. Tonnen im gleichen Zeitraum 2024).
Das reichliche kanadische Exportangebot dürfte in dieser Saison die Käufe europäischer Ölmühlen wiederbeleben und möglicherweise Marktanteile von EU-Landwirten reduzieren. Allerdings dürften die Rapspreise durch eine geringere als zunächst erwartete Sonnenblumenernte, insbesondere in der Schwarzmeerregion, gestützt werden. Zudem wird in einigen wichtigen Ländern in der Saison 2025/26 ein Anstieg des Importbedarfs an Pflanzenölen erwartet. Die geringere Verfügbarkeit von Sonnenblumenöl kommt zusätzlich zu einem voraussichtlichen Rückgang der Sojaölexporte, was die Nachfrage von Rapsöl erhöhen wird.
Rapooli der Rapsprofi