Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster
Gelbschalen aufstellen, um die Rüssler nicht zu verpassen!
Vom tiefsten Winter geht es direkt in den Vorfrühling: In deutlich milderer Luft taut es im Laufe dieser Woche bis in höhere Lagen.
Dazu setzt sich zum Wochenende hin immer mehr die Sonne durch. Sie treibt auch die Temperaturen in die Höhe.
Daher Gelbschalen (mit Gitter!) auf den Rapsflächen aufstellen! Denn trotz des drastischen Wetterwechsels muss damit gerechnet werden, dass die sonnigen und warmen Tage die Rüssler in die Bestände locken, sofern es örtlich nicht zu windig ist. Gerade die erste Zuflugwelle darf nicht verpasst werden, weil sie häufig schon die Masse der Rüssler zum Verlassen der Winterlager bewegt und damit deutlich anzeigt, ob behandelt werden muss. Nach schönen Tagen die Gelbschalen kontrollieren. Dort können dann auch erste Rapsglanzkäfer zu finden sein.
Großer Rapsstängelrüssler:
Aussehen: 3,2–4 mm, schwarz-grau meliert
Schwelle: 5 Käfer/Gelbschale in 3 Tagen
Kohltriebrüssler:
Aussehen:2,5–3 mm, braun-grau meliert, weißer Rückenfleck, rötliche Füße
Schwelle: 15 Käfern/Gelbschale in 3 Tagen
Zur Bestimmung die Rüssler aus der Gelbschale nehmen, auf Küchenkrepp trocknen lassen und mit einer Lupe betrachten.
Die Rüssler-Maßnahme muss unbedingt vor der Eiablage erfolgen. Und bleibt es nach dem Zuflugbeginn warm und sonnig, können die Käfer bereits nach wenigen Tagen eiablagebereit sein. Dies gilt v.a. für den Großen Rapsstängelrüssler. Er durchläuft die Eireife deutlich schneller als der Kohltriebrüssler und hat auch das größere Schadpotenzial. Die Rüssler-Behandlung ist die wichtigste Schädlingsmaßnahme im Frühjahr; Versuchsergebnisse zeigen regelmäßig wirtschaftliche Mehrerträge um 3 dt/ha. Die weitere Wetterentwicklung in der nächsten Woche wird entscheiden wie viel Handlungsspielraum es gibt (hält das milde Wetter an oder es gibt ein erneutes Gastspiel des Winters?), ganz zu schweigen von der Befahrbarkeit nach der Schneeschmelze.
Achten Sie jetzt auch auf Erdflohlarven! Für die Entwicklung des Rapserdflohs war der letzte Herbst wieder einmal förderlich. Bei 60-70% befallenen Blattstielen (Aufplatzungen) kann eine kombinierte Behandlung direkt nach dem Zuflug der ersten Rüssler erforderlich sein. Nach fehlenden Wintern (2018/19 und 2019/20) hatte sich 2020 der Befall in einigen Teilen Deutschlands regelrecht aufgeschaukelt (z.B. Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern). Auch in vielen anderen Regionen kristallisiert sich mit teils massivem Zuflug und ansteigendem Larvenbesatz der Rapserdfloh zum „Sorgenkind“ unter den Schädlingen heraus (z.B. Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt). Die Pyrethroid-Resistenz hat sich von Norden ausgehend weiter nach Süden und Osten ausgebreitet.