Im Norden und Nordwesten war die Rapsaussaat durch das Schauerwetter zuerst schwierig.
So oder so: Ist der Raps in der Erde, müssen auch die Gelbschalen ins Feld, um die Aktivitäten des Rapserdflohs überwachen zu können. Dessen Zuwanderung ist von Schlag zu Schlag sehr unterschiedlich. Allerspätestens zum Auflaufen sind mindestens 2 Gelbschalen auf jedem Schlag aufzustellen. Zu angrenzenden Waldrändern oder Hecken gehört auf jeden Fall eine Schale. Ist Altraps in der Nähe, muss auch auf der diesem zugewandten Schlagseite eine Gelbschale aufgestellt werden. Denn v.a. aus diesen Richtungen kommen die Käfer:
Am Waldrand, im Knick, im Feldgehölz oder im Bruch verbringen die Käfer nach der Rapsernte ihre Sommerruhe (also an feuchten und schattigen Orten). Wann sie von dort in die jungen Rapssaaten wandern, wird maßgeblich von der Temperatur bestimmt. Ein Teil der Käfer sucht nach dem Drusch nicht diese typischen Sommerquartiere auf, sondern bleibt auf den abgeernteten Rapsflächen und ernährt sich von Ausfallraps. Erst durch die Stoppelbearbeitung werden diese Käfer vertrieben und weichen dann auf angrenzende, neu eingesäte Rapsflächen aus.
Die Gelbschalen werden gefüllt mit Wasser und ein paar Tropfen Spüli und mit einem Gitter abgedeckt. Leicht eingegraben sind die Schalen „fängiger“, denn der Rapserdfloh landet auf seinem Weg durch den Raps eher zufällig darin: Anders als z.B. der Glanzkäfer im Frühjahr reagiert er nicht auf die gelbe Farbe.
Die Gelbschalen sollten mindestens 2x wöchentlich kontrolliert werden, um sich ein Bild von der Anzahl Rapserdflöhe und dem Zuflugverlauf machen zu können.
Der kleine Raps wird parallel auch auf Fraßschäden kontrolliert. Die Gelbschale verrät, ob der Rapserdfloh dabei eine Rolle spielt (und nicht z.B. andere Erdfloharten wie der gewelltstreifige Kohlerdfloh). Bei starkem Fraßschaden (Blätter siebartig durchlöchert) kann eine frühzeitige Pyrethroid-Behandlung notwendig werden. Hier gilt die Schadschwelle „mehr als 10% Blattfraß“. Schwach entwickelte Rapse sind besonders gefährdet.
Normalerweise kann aber mit einer Behandlung zunächst abgewartet werden: Bei den Käfern gilt die Bekämpfungsschwelle von 50 Erdflöhen pro Gelbschale in 3 Wochen. Ob sich ein kritischer Larvenbefall entwickelt, hängt nicht allein von der Anzahl der Käfer ab. Dauer und Intensität der Eiablage und wie viele Larven im Herbst schlüpfen, werden v.a. von den Herbsttemperaturen bestimmt.
Insektizid-gebeizter Raps ist übrigens genauso intensiv zu kontrollieren wie nicht gebeizter. Das Beiz-Produkt Lumiposa wirkt nicht gegen den Rapserdfloh. Und Buteo Start kann allenfalls den frühen Blattfraß reduzieren. An regelmäßigen Gelbschalenkontrollen führt also kein (!) Weg vorbei: Der Käferbefall muss erfasst werden, um die spätere Behandlungsstrategie schlagspezifisch festlegen zu können.
Leider hat sich der Rapserdfloh zum „Sorgenkind“ im Rapsanbau entwickelt: Die Pyrethroid-Resistenz und mehrere Jahre mit günstigen Witterungsbedingungen für den Populationsaufbau in Folge haben in vielen Regionen Deutschlands zu hohen Erdflohdichten geführt, ganz besonders in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Milde Temperaturen im Spätherbst ermöglichen eine langanhaltende intensive Eiablage. Folgt ein milder Winter, können die Käfer lange leben und die Eiablage bis ins Frühjahr fortsetzen. Selbst Flächen, auf denen im Herbst nur wenige Käfer gefunden wurden, können dann im Frühjahr einen hohen Larvenbefall aufweisen.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster