Jetzt in der Auflaufphase und in der Jugendentwicklung des Rapses geht es darum, die Aktivitäten des Rapserdflohs engmaschig zu überwachen – auch in einem mit Insektizid gebeizten Raps:
Blattfraß:
Wenn der Raps gut wächst – wonach es aktuell noch vielerorts aussieht – dann wächst er dem Blattfraß des Erdflohs davon. Von ersten Lochfraßsymptomen in frühem Raps wird z.B. aus Schleswig-Holstein und Thüringen berichtet. Bei wüchsigen Rapsen sieht der Fraßschaden aber meistens viel schlimmer aus als er ist!
Besonders im Auge behalten muss man dagegen Raps, der sich schwertut (z.B. Boden nach Starkniederschlägen verschlämmt, zu trocken, Herbizidstress). Bei der Beurteilung, ob die Schwelle von 10% zerstörter Blattfläche erreicht ist, hilft das Bewertungsschema der Pflanzenschutzdienste anhand von Zeichnungen.
Kritischen Fraß wirksam zu bekämpfen, ist schwierig: Die kleine Blattfläche muss benetzt werden, damit das Pyrethroid beim Fressen oder beim Laufen über den Spritzbelag von den Käfern aufgenommen wird. Damit Erdflöhe direkt getroffen werden können, müssen sie aktiv sein. Ist es tagsüber zu warm und nachts zu kalt, verkriechen sich die Tiere. Behandlungen in den Abendstunden sind dann besser wirksam. Zum „Worst case-Szenario“ kommt es, wenn bei anhaltend sehr warmen Bedingungen die Mittelwirkung innerhalb weniger Tage „verpufft“, der Neuzuflug aber anhält. Beispielsweise bei Höchsttemperaturen über 20 Grad ist der Raps bereits nach 3 Tagen wieder ungeschützt. Im rekordwamen September 2023 mussten einige Rapsanbauern (z.B. in Schleswig-Holstein) leidvoll erfahren, dass Spritzungen unter diesen Bedingungen keinen Erfolg bringen. Sommerlich warme Wetterlagen im Frühherbst häufen sich in den letzten Jahren…
Bleibt der Blattfraß unter 10%, kann die Einwanderung des Rapserdflohs abgewartet werden, ist aber mit Gelbschalen zu kontrollieren.
So früh noch nicht behandeln! Schon gar nicht prophylaktisch bei einer Herbizidmaßnahme ein Insektizid mitnehmen!
Gelbschalen:
Spätestens in den auflaufenden Raps Gelbschalen aufstellen, um den Zuflug des Rapserdflohs zu kontrollieren (Details siehe im Hinweis von letzter Woche). Dieser kann von Schlag zu Schlag sehr unterschiedlich sein. Gefährdet sind vor allem Schläge, die in der Nähe von Altrapsbeständen stehen. Ist der Raps aufgelaufen oder läuft jetzt auf, kontrollieren Sie die Gelbschalen nach mehrtägigem Spätsommerwetter – am besten direkt morgens.
Das Wetter der vergangenen Tage war günstig für die Zuwanderung des Käfers in bereits aufgelaufenen Raps. Mittwoch und Donnerstag dieser Woche ist bei Temperaturen jenseits der 25 Grad verbreitet kein Zuflug zu erwarten. Ebbt die Hitze ab, stellen sich günstige bis optimale Zuwanderungsbedingungen ein. In Teilen des Westens und Südens Deutschland bleibt es aber auch über das Wochenende zu warm für den Erdfloh.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster