Aktuelle Prognose zum Rapserdfloh (KW 36)

Hat zeitig gesäter Raps bereits 2 bis 3 Laubblätter entwickelt, wartet so manche Fläche noch auf die Bestellung (z.B. im Süden Deutschlands nach den großen Regenmengen letzte Woche). Deutschlandweit gesehen ist die Rapsaussaat nach der verspäteten Getreideernte in diesem Jahr deutlich später als in den letzten 3 Jahren und auch im langjährigen Mittel.   Ab dem Auflaufen muss auf den siebartigen Lochfraß des Rapserdflohs geachtet werden. Verbreitet läuft der Raps dieses Jahr zügig auf. Bleibt er wüchsig, sieht Fraßschaden in vielen Fällen schlimmer aus als er ist (die Löcher wachsen mit). Anfällig für Fraß sind jedoch schwache Bestände (ungleichmäßiger Auflauf, zögerliches Wachstum). Es gilt die Schwelle von 10% zerstörter Blattfläche. Auch insektizid-gebeizter Raps ist zu überwachen. Die Buteo Start-Beize bietet kleinen Pflanzen einen gewissen Schutz vor Erdfloh-Fraß, bei starkem Käferdruck reicht dieser aber nicht.

Gelbschale im Raps, G. Döpke
 Gelbschale im Raps, G. Döpke
Sofern noch nicht geschehen: Gelbschalen aufstellen, sobald der Raps aufläuft. Beim Erdfloh fangen die Schalen besser, wenn man sie etwas in die Erde eingräbt. Dieser Käfer wird nicht etwa von der gelben Farbe angelockt, sondern springt auf seinem Weg durch den Raps eher zufällig dort hinein. Steht Altraps benachbart, auf jeden Fall eine Gelbschale an dieser Schlagseite aufstellen. Auch, wo Hecken oder Gehölze/Wald angrenzen (Sommerlager der Rapserdflöhe). Digitale Gelbschalen helfen bei der Überwachung des Zuflugstarts. Der Erdfloh-Befall ist von Schlag zu Schlag sehr unterschiedlich. An eigenen Gelbschalen geht kein Weg vorbei!

 

 

Bis Anfang dieser Woche (Kalenderwoche 36) wurde von bislang meist geringen Käferzahlen in den Gelbschalen berichtet. Auch der erste Lochfraß hielt sich noch in Grenzen: Waren die Witterungsbedingungen in den vergangenen Tagen für den Zuflug in bereits aufgelaufenen Raps in vielen Regionen günstig, zieht es der Käfer bei spätsommerlich warmen bis heißen Temperaturen in dieser Woche vor, in seinem geschützten Sommerquartier zu bleiben. Oder er hält sich weiter auf noch nicht bearbeitetem Altraps auf. Wo es im Norden und Südosten Deutschlands sowie in den höheren Lagen in dieser Woche nicht ganz so warm wird, ist das Wetter günstig für die Zuwanderung des Rapserdflohs.

 

 

Mindestens 2x wöchentlich die Gelbschalen auf Zuflug und die jungen Rapspflanzen auf Fraßschäden kontrollieren.

 

erster Lochfraß am Keimblatt,  A. Brunsmann
 erster Lochfraß am Keimblatt, A. Brunsmann
Muss gegen kritischen Blattfraß vorgegangen werden: Bei Maßnahmen in der Dämmerung oder nachts können mehr Käfer direkt getroffen werden. Tagsüber verstecken sich die Tiere. Die Dauerwirkung der Pyrethroide ist bei Temperaturen über 20 Grad unbefriedigend (1-2 Tage). Neu zufliegende Käfer werden nicht getroffen.

 

Aus diesem Grund nicht behandeln, wenn der Fraßschaden unter der 10%-Schwelle bleibt, aber innerhalb weniger Tage viele Rapserdflöhe in den Gelbschalen gefangen werden. Man würde die Resistenz-Situation bei den Pyrethroiden verschärfen, bewirkt gegen den Erdfloh aber nur wenig. Also abwarten! Spielt Fraß keine Rolle, hat man beim Rapserdfloh ein breites Behandlungsfenster: Vor der Haupteiablage oder – noch später – zum Larvenschlupf. Ob sich ein kritischer Larvenbefall entwickelt, hängt nicht allein von der Anzahl der Käfer in den Gelbschalen ab. Die Temperaturen im September und Oktober entscheiden maßgeblich über Dauer und Intensität der Eiablage und wie viele Larven im Herbst schlüpfen. Für Regionen mit verbreiteter Pyrethroid-Resistenz und nachlassender Wirkung (v.a. Nord- und Ostdeutschland) stehen für diese späten Behandlungstermine die Mittel Exirel und Minecto Gold mit Wirkstoff Cyantraniliprole im Rahmen einer Notfallzulassung zur Verfügung. Die Mittel sind hochpreisig, ermöglichen aber einen Wirkstoffwechsel, wenn bereits früh ein Pyrethroid eingesetzt werden musste (Blattfraß).

 

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster

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