Bis Anfang dieser Woche (Kalenderwoche 36) wurde von bislang meist geringen Käferzahlen in den Gelbschalen berichtet. Auch der erste Lochfraß hielt sich noch in Grenzen: Waren die Witterungsbedingungen in den vergangenen Tagen für den Zuflug in bereits aufgelaufenen Raps in vielen Regionen günstig, zieht es der Käfer bei spätsommerlich warmen bis heißen Temperaturen in dieser Woche vor, in seinem geschützten Sommerquartier zu bleiben. Oder er hält sich weiter auf noch nicht bearbeitetem Altraps auf. Wo es im Norden und Südosten Deutschlands sowie in den höheren Lagen in dieser Woche nicht ganz so warm wird, ist das Wetter günstig für die Zuwanderung des Rapserdflohs.
Mindestens 2x wöchentlich die Gelbschalen auf Zuflug und die jungen Rapspflanzen auf Fraßschäden kontrollieren.
Muss gegen kritischen Blattfraß vorgegangen werden: Bei Maßnahmen in der Dämmerung oder nachts können mehr Käfer direkt getroffen werden. Tagsüber verstecken sich die Tiere. Die Dauerwirkung der Pyrethroide ist bei Temperaturen über 20 Grad unbefriedigend (1-2 Tage). Neu zufliegende Käfer werden nicht getroffen.
Aus diesem Grund nicht behandeln, wenn der Fraßschaden unter der 10%-Schwelle bleibt, aber innerhalb weniger Tage viele Rapserdflöhe in den Gelbschalen gefangen werden. Man würde die Resistenz-Situation bei den Pyrethroiden verschärfen, bewirkt gegen den Erdfloh aber nur wenig. Also abwarten! Spielt Fraß keine Rolle, hat man beim Rapserdfloh ein breites Behandlungsfenster: Vor der Haupteiablage oder – noch später – zum Larvenschlupf. Ob sich ein kritischer Larvenbefall entwickelt, hängt nicht allein von der Anzahl der Käfer in den Gelbschalen ab. Die Temperaturen im September und Oktober entscheiden maßgeblich über Dauer und Intensität der Eiablage und wie viele Larven im Herbst schlüpfen. Für Regionen mit verbreiteter Pyrethroid-Resistenz und nachlassender Wirkung (v.a. Nord- und Ostdeutschland) stehen für diese späten Behandlungstermine die Mittel Exirel und Minecto Gold mit Wirkstoff Cyantraniliprole im Rahmen einer Notfallzulassung zur Verfügung. Die Mittel sind hochpreisig, ermöglichen aber einen Wirkstoffwechsel, wenn bereits früh ein Pyrethroid eingesetzt werden musste (Blattfraß).
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster