Aktuelle Prognose zum Rapserdfloh (KW 37-2023)

Wie jedes Jahr um diese Zeit klafft der Entwicklungsstand des Rapses auch innerhalb einer Region weit auseinander: Von bereits weit entwickelten Beständen mit 4 oder sogar 6 Laubblättern bis hin zu gerade erst auflaufendem Raps. Mancher Raps hat unter dem heißen und trockenen Spätsommerwetter gelitten und ist nicht wüchsig, ganz besonders bei verkrustetem Boden nach starken Niederschlägen zuvor.    

 

Blattfraß

Noch kleinen Raps unbedingt engmaschig auf den typischen Lochfraß des Rapserdflohs kontrollieren – ganz besonders gestresste Bestände. Der Erdfloh kann schnell „zuschlagen“. Aktuell wird deutschlandweit gesehen etwas mehr Lochfraß beobachtet als letztes Jahr um diese Zeit. Das heiße Spätsommerwetter hat die Zuwanderung des Erdflohs nicht so stark ausgebremst wie erwartet. Regional und von Schlag zu Schlag gibt es aber große Unterschiede. Wo der Schlag an Hecken oder Wald grenzt oder wo Altrapsschläge in der Nähe sind, zuerst gucken. Nur behandeln, wenn mehr als 10% der Blattfläche des kleinen Rapses vom Rapserdfloh zerstört wurde. Die Crux bei diesen Maßnahmen: Bei noch über 20 Grad ist die Dauerwirkung der Pyrethroide nur wenige Tage kurz, und Neuzuflug wird nicht getroffen. Sollen gleichzeitig Herbizide eingesetzt werden: Insektizide sind nicht mit allen Zusatzstoffen mischbar (z.B. mit den Gräsermittel-Additiven Dash, Radiamix, Vexone). Ist der Fraßschaden des Rapserdflohs nicht kritisch, den weiteren Zuflug erstmal abwarten.

 

Gelbschalen

In den Gelbschalen wurden die ersten Rapserdflöhe gefangen, örtlich über das vergangene Wochenende auch in höheren Zahlen mit teils über 100 Käfern. Und das trotz des hochsommerlichen Wetters (z.B. auf einigen Schlägen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen). Genauso gibt es aber Rapsschläge mit bislang keinen oder nur wenigen Erdfloh-Fängen. Bei Temperaturen um 20 Grad bis Donnerstag dieser Woche stellen sich verbreitet günstige Zuflugbedingungen für den Erdfloh ein. Mit ab Freitag wieder ansteigenden Temperaturen (Altweibersommer) wird die Witterung vielerorts optimal für den Erdfloh sein. Die Gelbschalen regelmäßig kontrollieren. Digitale Gelbschalen können helfen, den Zuflugbeginn nicht zu verpassen. Sie fangen aber zahlenmäßig deutlich schlechter als „herkömmliche“ Gelbschalen. Man sollte sich nicht ausschließlich auf sie verlassen. Selbst wenn jetzt in bereits weiter entwickeltem Raps sehr viele Rapserdflöhe pro Gelbschale gezählt werden, ist (bei gleichzeitig geringem Fraßschaden) von einem Insektizideinsatz abzuraten: Ab Freitag wird Altweibersommer bei um 25 Grad vorhergesagt. Wenn die Pyrethroide dann nur sehr kurz wirken, wird kein ausreichender Bekämpfungserfolg erreicht. Denn der Käfer befindet sich in der Zuflugphase (s.o.). Also auch dann erstmal weiter abwarten.

 

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster

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