Bereits das warme Osterwochenende förderte intensiven Zuflug und führte regional zur Überschreitung der Schwelle (>10 Käfer/Haupttrieb, bei geschwächten Beständen >5 Käfer/Haupttrieb). Wurde vergangene Woche behandelt (gegen Glanzkäfer und/oder in den späten Regionen gegen Stängelrüssler), kann die Dauerwirkung (maximal 2-4 Tage – je nach Temperatur vor Ort) nur einen Teil des jüngsten Glanzkäfer-Neuzuflugs abdecken.
Lokal hat es auch eine weitere Kohltriebrüssler-Welle gegeben (z.B. im späten Norden Deutschlands oder bei sehr verzetteltem Zufugverlauf, z.B. im Osten Deutschlands). Der Kohltriebrüssler ist in der Gelbschale nicht zu verwechseln mit den etwa gleichgroßen, aber nicht rot- sondern schwarzfüßigen Kohlschotenrüsslern (der Befall letzterer wird an den Pflanzen bestimmt). Eine notwendige Behandlung umgehend durchführen, falls nicht schon erfolgt (die Eiablage startet jetzt innerhalb weniger Tage); bei der Mittelwahl den Glanzkäfer beachten.
Eine verspätete oder versäumte notwendige Behandlung des Großen Rapsstängelrüsslers (Zuflug Anfang März oder davor) kann man jetzt bereits erkennen. Der Befall zeigt sich in S-förmig verformte Stängeln und/oder abschnittweise abgeflachten Stängeln sowie Einstichstellen am Stängel, teilweise aufgeplatzt.
Es stellt sich die (nicht gerade einfache) Frage, ob eine Maßnahme gegen Blütenschädlinge (Kohlschotenmücke, Kohlschotenrüssler) notwendig ist. Weil die Mücke selbst nur sehr schwer zu finden ist, dient als Orientierung der Vorjahresbefall: Erhöhtes Mücken-Befallsrisiko besteht, wenn im Vorjahr Starkbefall auf direkten Nachbarflächen festgestellt wurde (viele glasige Schoten mit Larven darin, die später aufplatzen). Dann sind auch nur halb so viele Kohlschotenrüssler zu tolerieren (pro 10 Pflanzen nur 5 und nicht 10 Käfer). Wenn überhaupt, sind Randbehandlungen oft ausreichend.
Knackpunkte: Zur Bekämpfung von Kohlschotenrüssler und -mücke stehen nur Pyrethroide zur Verfügung (Anwendungshäufigkeit beachten!). Der Kohlschotenrüssler ist resistent, die Kontaktwirkung gegen die Kohlschotenmücke ist begrenzt, eine Larvenwirkung gibt es nicht. Jahre mit massivem Befall der Kohlschotenmücke treten nur vereinzelt auf. Wenn, dann sollte man sich bei der Behandlung der Blütenschädlinge ab EC62/63 (bereits erste kleine Schoten am Haupttrieb vorhanden), an den Zuflugbedingungen der Kohlschotenmücke orientieren: Diese warmen, sonnigen und windstillen Tage wird es zum Ende dieser Woche hin eher im Süden und teilweise im Osten Deutschlands geben.
Bienenschutzauflagen beachten, besonders bei Mischung mit Fungiziden. Zum Schutz der Honigbienen und der zahlreichen Bestäuber sollte nur ab den späten Abendstunden gefahren werden. Das vermindert auch Durchfahrtverluste.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster