Die Rapsbestände sind sehr unterschiedlich weit entwickelt, von gerade erst gesätem Raps bis zum 6-Blattstadium in Frühsaaten. Viele Bestände sind dieses Jahr schnell aufgelaufen, gleichmäßig und wüchsig. In den sehr trockenen Regionen und bei „zugeschlagenen“ Flächen nach Starkniederschlägen gibt es schlagweise ein anderes Bild: Der Raps läuft zögerlich und ungleichmäßig auf. Mancher Raps hat auch unter der Hitze gelitten.
Noch hält sich der Blattfraß des Rapserdflohs in Grenzen (unter 10 % zerstörte Blattfläche). Erster kritischer Fraß wurde aus Schleswig-Holstein und Sachsen von Einzelstandorten gemeldet. 2023 war es Anfang September regional deutlich schlimmer (z.B. Schleswig-Holstein oder Sachsen-Anhalt). Der Erdfloh verursacht den typischen Lochfraß (Schnecken fressen vom Rand her oder gleich die ganze kleine Pflanze). Den jungen Raps unbedingt weiter im Auge behalten (auch bei Beizung mit einem Insektizid), besonders gestresste Bestände, die nicht richtig wachsen wollen. Wo der Schlag an Hecken oder Wald grenzt oder wo Altrapsschläge in der Nähe sind, zuerst gucken. Bei anstehenden Herbizidbehandlungen sollten keinesfalls pauschal Pyrethroide zugemischt werden; dies erhöht den Resistenz-Druck unnötig. Der Erdfloh muss in dieser Phase gezielt bekämpft werden, wenn der Fraßschaden 10% oder mehr beträgt. Zu beachten ist, dass Insektizide nicht mit allen Zusatzstoffen von Herbizidanwendungen mischbar sind (z.B. mit den Gräsermittel-Additiven Dash oder Radiamix). Häufig sieht der Fraßschaden schlimmer aus als er ist, besonders wenn der Raps wie dieses Jahr schon weiter entwickelt und wüchsig ist (die Löcher „wachsen“ mit). Dann erstmal den weiteren Zuflug abwarten.
In sehr wüchsigen und gleichmäßigen Rapsbeständen, die 4 oder mehr Blätter entwickelt haben, steht die Entscheidung zum Einsatz von Wachstumsreglern an, sofern für sehr weite Frühsaaten noch nicht geschehen. Nächste Woche deuten sich leicht ansteigende Temperaturen und weniger Schauer an.
Hinweis: Beim Einsatz des Herbizids Belkar im späteren Nachauflauf sind Beschränkungen zu beachten. Metconazol-Produkte (Carax, Caramba, Efilor) dürfen im Herbst weder in Mischungen mit Belkar noch in Spritzfolgen damit angewendet werden. Die anderen Fungizide/Wachstumsregler (z.B. Architect, Folicur, Tilmor, Toprex) erfordern einen Spritzabstand von mind. 7 Tagen. Nur bei Belkar-Splitting sind in der Nachlage Tankmischungen mit Folicur, Tilmor und Toprex oder Architect möglich (dann aber ohne Gräserherbizid). Bei Mischung von Fungiziden bzw. Wachstumsreglern mit Insektiziden: Darauf achten, ob sich die Bienengefährdung ändert.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster