Wie jedes Jahr um diese Zeit geht die Rapsentwicklung stark auseinander. Durch die Sommertrockenheit und die sich anschließende ungleichmäßige Niederschlagsverteilung ist die Spreizung in diesem Herbst aber extrem: von vielen spät gesäten und gerade erst aufgelaufenen Beständen bis weit entwickeltem Raps mit 6-8 Blättern bei früher Saat (z.B. im Nordosten Deutschlands). Häufig sieht man in dieser Saison ungleichmäßige und lückige Bestände, die aufgrund der Trockenheit oder durch Verschlämmung nach Starkniederschlägen in Wellen aufgelaufen sind: Von Pflanzen im Keimblatt- bis zu Pflanzen im 4-Blattstadium ist alles auf dem Schlag vorhanden…
Der Lochfraß durch den Rapserdfloh hält sich meistens noch in Grenzen. Es gibt nur einzelne Gegenden (z.B. in Mitteldeutschland) und Schläge, die stärker betroffen sind. Ein Insektizideinsatz sollte nur erfolgen, wenn über 10% der Blattfläche zerfressen sind vor dem 4-Blattstadium. Bei starkem Erdfloh-Befall kann es Vorteile bringen, diese frühe Käferbehandlung in der Dämmerung oder nachts durchzuführen. Zu bedenken ist dabei aber auch, dass in der Dunkelheit viele Nützlinge im Raps aktiv sind. Aktuell scheint es als käme man in diesem Herbst ohne großflächige Behandlungen wegen Fraß aus… Noch kann man aber nicht „Aufatmen“: Kleine und nicht wüchsige Bestände sowie ungleichmäßiger Raps mit vielen kleinen Pflanzen sind weiter sorgfältig im Blick zu behalten: Alle 2 Tage kontrollieren. Als Verursacher kommen neben dem Erdfloh natürlich auch Schnecken und die Larven der Rübsenblattwespe in Frage.
Auch die Erdfloh-Fänge in den Gelbschalen geben vielerorts noch keinen Anlass zu Sorge: Mit sehr frischen Nächten bleibt das Wetter bis Ende der Woche für weiteren Zuflug verbreitet ungünstig. Mit ansteigenden Durchschnittstemperaturen am Wochenende stellen sich tageweise wieder günstige Bedingungen für die Zuwanderung des Käfers ein. Bei vertretbarem Blattfraß den weiteren Zuflug erstmal weiter abwarten und die Gelbschalen regelmäßig kontrollieren.
Werden kritische Käferzahlen in den Gelbschalen erreicht:
1) Kommt in der Region der Schwarze Kohltriebrüssler vor, kann die Erdfloh-Behandlung bis zum Zuflug dieses Käfers hinauszögert werden. Der Schwarze Kohltriebrüssler muss zügig nach seinem Erstzuflug behandelt werden, um ihn an der Eiablage zu hindern. Die Larven sind – wie im Frühjahr beim Gefleckten Kohltriebrüssler und beim Großen Rapsstängelrüssler – nicht mehr bekämpfbar. Nachdem die Temperaturen ab Mitte September ziemlich abrupt gesunken sind, sollte man aber unbedingt auch auf Rüsselkäfer in den Gelbschalen achten.
2) Spielt der Schwarze Kohltriebrüssler in der Region keine Rolle: Weil die Larven des Erdflohs den Hauptschaden verursachen, ist eine umgehende Behandlung bevor die Käfer verstärkt Eier ablegen können, nur angezeigt bei sehr hohen Fangmengen in den Gelbschalen. Sonst kann abgewartet werden, um im Spätherbst gezielt gegen den Larvenbefall vorzugehen. Die Larven des Erdflohs sind die Hauptverursacher des Schadens.
Bei Raps mit 4 oder mehr Blättern, der dicht und wüchsig ist, geht es nun um die Einkürzung. Bei den sehr ungleichmäßig aufgelaufenen Beständen sollte noch gewartet werden, bis sich die kleinen Pflanzen weiterentwickelt haben. Stehen die großen Pflanzen weit auseinander, ist die Gefahr der Stängelbildung gering. Beachten Sie für das Nachauflaufherbizid Belkar die Einschränkungen beim Einsatz von Wachstumsreglern.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster