Wie erwartet wurden weitere Rapserdflöhe in den vergangenen sonnigen und tagsüber warmen Tagen in Gelbschalen gefangen. In manchen Schalen sind es mittlerweile mehrere Hundert Erdflöhe (z.B. in Schleswig-Holstein oder Sachsen). Gerade in den typischen Befallsregionen des Erdflohs - im Norden und Osten Deutschlands – werden diesen September wieder deutlich mehr Erdflöhe gezählt als letztes Jahr. Offensichtlich waren die Überlebensbedingungen für die Tiere in ihrem Sommerlager (Hecken, Waldränder) gut, anders als im trocken-heißen Sommer 2022. Nicht weit von hohen Erdfloh-Zahlen entfernt werden aber auch nicht mal 10 Rapserdflöhe oder gar keine gefangen. Diese kleinräumigen Unterschiede sind typisch für den Rapserdfloh. Die Temperaturen sind aktuell für die Jahreszeit weiter hoch, deshalb wird Zuflug von Rapserdfloh-Käfern in den nächsten Tagen weiterhin möglich sein. Gelbschalen regelmäßig weiter kontrollieren.
Geht es nicht um Blattfraß, sondern um viele Rapserdflöhe in den Schalen: In diesem wärmsten September seit Beginn der Aufzeichnungen konnten Käfer, die bis etwa 18. September zugeflogen sind, auch schon deutlich schneller als in „normalen“ Jahren den Reifungsfraß erledigen und Eier ablegen. In solchen Fällen sind Behandlungstermine in ihrer Wirkung unsicher: Die zugeflogenen Käfer werden zwar erfasst, und deren weitere Eiablage wird verhindert. Aber bei den noch hohen Temperaturen ist die Wirkungsdauer der Pyrethroide kurz. Sie reicht nicht aus, die später aus den bereits abgelegten Eiern schlüpfenden Larven zu treffen. Neuzuflug wird ebenfalls nicht erfasst. Bei dieser Konstellation ist es sicherer, eine notwendige Behandlung im Spätherbst gegen die schlüpfenden Larven zu richten. Eine Kontrolle auf Larvenbesatz in den Pflanzen ist möglich: Dafür werden etwa ab Mitte Oktober Blattstiele auf Larven oder Larvensymptome untersucht.
Wo der Schwarze Kohltriebrüssler eine Rolle spielt, sollte mit dem notwendigen Insektizideinsatz auf dessen deutlichen Erstzuflug gewartet werden (sofern es nicht um die oben erwähnten starken Fraßschäden des Erdflohs geht). Die Gelbschalen stehen lassen, pflegen und weiter regelmäßig kontrollieren! Bislang hat örtlich Zuflug dieses Herbst-Rüsslers nur vereinzelt stattgefunden. Typischerweise macht sich dieser Rüssler erst verstärkt in den Raps auf, wenn die Temperaturen deutlich sinken. Im Idealfall können mit einer Maßnahme sowohl der Schwarze Kohltriebrüssler vor dessen Eiablage und gleichzeitig die ersten Rapserdflohlarven bekämpft werden.
Falls noch nicht geschehen, wüchsigen Raps mit 4 oder mehr Blättern einkürzen. Die Aufwandmenge sollte in weniger weit oder sehr ungleichmäßig entwickelten Beständen (viele kleine Pflanzen) heruntergenommen oder noch gewartet werden. Bei den vielen Rapsen, die erst 4 oder weniger Blätter ausgebildet haben, neigt der Raps nicht mehr zum Überwachsen. Sollte sich im Oktober noch feucht-milde Witterung durchsetzen, kann im Spätherbst mit Schwerpunkt Phoma reagiert werden. Bislang ist das witterungsbedingte Phoma-Risiko durch den überwiegend trockenen September in vielen Regionen noch gering – deutschlandweit gesehen deutlich geringer als im Vorjahr um diese Zeit. Nur wo es im September mehr geregnet hat, ist das Risiko für Blattbefall schon etwas angestiegen, v.a. in Teilen von Baden-Württemberg, Bayern und NRW. Dort gab es in den vergangenen Tagen auch häufig für Phoma förderliche Niederschläge. Die Rapsbestände sollten dort ab Ende dieser Woche regelmäßig auch auf Befall mit Phoma-Blattflecken kontrolliert werden, besonders bei für Phoma höher anfälligen Sorten: Auf den älteren Blättern zeigen sich gelblich-braune bis graue Blattflecken. Im weißgrauen Zentrum sieht man die typischen kleinen schwarzen Sporenlager (Pyknidien). Ergiebiger Niederschlag ist diese Woche aber verbreitet nicht gemeldet, so dass das Phoma-Risiko nicht deutlich weiter ansteigen wird.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster
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