In noch kleinem oder geschwächtem Raps konnte regional eine Zunahme beim Lochfraß beobachtet werden mit punktueller Schwellenüberschreitung (>10% der Blattfläche zerstört), z.B. im Norden und Osten Deutschlands. Dieses Jahr sind aber viele Rapsbestände schon weit entwickelt und dem kritischen Stadium bereits entwachsen. Kritischer Blattfraß spielt in den „Erdfloh-Hochburgen“ (z.B. Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern) auch deshalb dieses Jahr eine deutlich geringere Rolle. Ein Pyrethroideinsatz sollte nur erfolgen, wenn vor dem 4-Blattstadium über 10% der Blattfläche zerfressen ist, und wenn es um das Überleben der Rapspflanzen geht. Den Lochfraß des Rapserdflohs nicht verwechseln mit dem Fraß der Larven von Kohlmotte oder Rübsenblattwespe. Beide Schädlinge werden neben Schnecken dieses Jahr häufiger beobachtet. Zu berücksichtigen ist auch, dass Fraßlöcher mit dem Blatt „mitwachsen.“
In der letzten Woche gab es bei Altweibersommer-Wetter eine Zunahme der Gelbschalenfänge, besonders über das vergangene Wochenende. Höhere Käfermengen werden insbesondere aus den bekannten Befallsregionen des Nordens und Ostens Deutschlands gemeldet, allerdings mit schlagweise deutlichen Unterschieden. Die eigenen Gelbschalen wieder kontrollieren, bevor es mit den Temperaturen zum Wochenende hin bergab geht und kaum mehr als maximal 16 Grad erreicht werden!
1. Kam es erstmals ab Mitte September zur kritischen Erdfloh-Zahlen in den Gelbschalen (mehr als 50 Käfer): Bevor diese Käfer mit stärkerer Eiablage beginnen, kann jetzt mit den zurückgehenden Temperaturen und damit einhergehend längerer Pyrethroid-Dauerwirkung „abgeräumt“ werden. Bei einer Behandlung Mitte dieser Woche (sofern Regen und Wind dies überhaupt zulassen) kann von 4-7 Tagen Dauerwirkung ausgegangen werden. Klar ist aber, dass man dann mit dem Erdfloh noch längst nicht „durch ist“: Eine Kontrolle auf Larvenbefall im Spätherbst wird trotzdem notwendig sein, denn z.B. Neuzuflug bei der nächsten Schönwetterphase wird von der Behandlung nicht miterfasst.
2. Jetzt zu behandeln ist nicht zu empfehlen, wenn bei früher Saat bereits vor Mitte September viele Erdflöhe in den Gelbschalen waren und noch keine Maßnahme erfolgte: Von Eiablage dieser frühen Käfer ist auszugehen, so dass ein potenzieller Schaden durch die später daraus schlüpfenden Larven bereits gesetzt ist. Also besser weiter abwarten: Sind im Spätherbst die meisten Rapserdflöhe zugeflogen und der Larvenschlupf bereits in Gange, kann bei anhaltend kühleren Temperaturen noch gezielt gegen die Larven vorgegangen werden (hier werden in den Rapserdfloh-Problemregionen bevorzugt die Notfallprodukte Minecto Gold oder Exirel platziert). Die Käfer werden ebenfalls erfasst und daran gehindert, im Falle eines wiederum milden Winters immer weiter Eier abzulegen.
3. Waren bislang nur wenige Rapserdflöhe in den Gelbschalen: Abwarten wie sich das Wetter in den nächsten Wochen entwickelt. In Jahren mit warmem Herbst können aus wenig zugeflogenen Käfern hohe Larvenzahlen entstehen. Genauso ist der umgekehrte Fall möglich.
Kommt der Schwarze Kohltriebrüssler vor, sollte eine notwendige Erdfloh-Behandlung bis zum Zuflug dieses Rüsslers hinauszögert werden. Der Schwarze Kohltriebrüssler muss innerhalb weniger Tage nach seinem Erstzuflug (Gelbschalen!) behandelt werden, um ihn an der Eiablage zu hindern. Die Larven sind – wie im Frühjahr beim Gefleckten Kohltriebrüssler und beim Großen Rapsstängelrüssler – nicht mehr bekämpfbar. Aktuell hat noch kein stärkerer Zuflug des Schwarzen Kohltriebrüsslers stattgefunden. Häufig startet der Rüssler in größeren Zahlen erst in die Rapsflächen, nachdem es sich erstmals deutlich abgekühlt hat. Im Idealfall können mit 1 Maßnahme sowohl der Schwarze Kohltriebrüssler vor dessen Eiablage und gleichzeitig die ersten Rapserdflohlarven bekämpft werden.
Falls noch nicht geschehen, wüchsigen Raps mit 4 oder mehr Blättern einkürzen – sofern Regen und Wind dies in dieser Woche überhaupt zulassen. In weniger weit oder sehr ungleichmäßig entwickelten Beständen (viele kleine Pflanzen) kann mit Blick auf den Wetterumschwung in dieser Woche noch gewartet werden. Bestände, die erst 4 oder weniger Blätter haben, neigen ohnehin nicht mehr zum Überwachsen.
Der Befall mit Phoma ist zwar noch nicht kritisch. Aber das wetterbedingte Risiko für Phoma-Blattflecken ist schon angestiegen, wo es im August und September deutlich mehr geregnet hat (v.a. im Westen und Süden Deutschlands). Die Rapsbestände sollten dort nun regelmäßig auf Befall mit Phoma-Blattflecken kontrolliert werden, besonders bei für Phoma höher anfälligen Sorten:
Man erkennt Phoma an den gelblich-braunen bis grauen Blattflecken mit weißgrauem Zentrum. Darin sieht man die typischen kleinen schwarzen Sporenlager (Pyknidien). Achten Sie nur auf die aktuell älteren und größeren Pflanzen und dort nur auf die unteren, älteren Blätter. Bei diesen war im Gegensatz zu den aktuell kleineren Pflanzen die Wahrscheinlichkeit vor ca. 10 Tagen größer, dass Phoma-Sporen auf einem Blatt gelandet sind statt auf dem Boden. Grundsätzlich gilt: Bei vorhandenem Befall muss die Maßnahme kurz nach Infektionen (Regenfällen) platziert werden. Wenn ein Wachstumsregler-Einsatz notwendig ist, kann dieser entsprechend terminiert mit Phoma-Wirkung erfolgen.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH,