Nach dem „Oktobersommer“ der letzten Tage die Gelbschalen unbedingt wieder auf den Rapserdfloh kontrollieren: Nicht unerwartet sind weitere Käfer zugeflogen, aber sehr unterschiedlich viele.
Die Woche über soll es mild bleiben – günstig für die Eiablageaktivität der Käfer und für die zügige Ei- und Larvenentwicklung. Geht es nicht gleichzeitig um den Schwarzen Kohltriebrüssler (s.u.), sollte mit einer Behandlung gewartet werden, selbst wenn der späte Zuflug die Schwelle in den Gelbschalen überschreiten ließ: Das Ziel ist eine gute Dauerwirkung des Insektizids, um neben den Käfern über einen möglichst langen Zeitraum auch die sukzessive aus den Eiern schlüpfenden Larven zu erfassen. Das erreicht man nur bei anhaltend kühlen Temperaturen.
Ab letzter Oktoberwoche sollten Blattstiel-Kontrollen auf Erdflohlarven durchgeführt werden, zur Absicherung auch bei geringem Käferbefall: Verbräunungen, Pusteln und Bohrlöcher an den Innenseiten der Blattstiele sind typisch für Befall. Schneidet oder bricht man die Blattstiele an diesen Stellen auf, kann man die Larven des Rapserdflohs finden. Bei spät gesätem Raps sind die Larven noch sehr klein, und man sieht auch noch kaum Symptome. Dann noch etwas warten. Die Kontrollen je nach Witterungsverlauf bis Mitte November fortführen. Handlungsbedarf besteht, wenn 3 (schwacher Raps) bzw. 5 (wüchsiger Raps) Stiele pro Pflanze Larven-Symptome aufweisen.
Bei starkem Befall, v.a. wenn bereits wegen Blattfraß ein Pyrethroid eingesetzt werden musste, stehen in diesem Herbst Notfallzulassungen mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole für die 1-malige Anwendung zur Verfügung (Minecto Gold, Exirel). Der Wirkstoff gehört zu einer anderen Gruppe als die Pyrethroide und ermöglicht damit einen Wirkstoffwechsel (Resistenzmanagement). Käfer und Larven werden erfasst. Minecto Gold zeigte in ersten Versuchen eine vergleichbare Wirkung wie Karate Zeon. Beide Produkte haben allerdings ihren Preis…
Befallsregionen Schwarzer Kohltriebrüssler: Auf Rüsselkäfer in den Gelbschalen achten: Nach dem Erstzuflug Ende September/Anfang Oktober konnte nach den zuletzt warmen Tagen regional eine zweite Welle Schwarzer Kohltriebrüssler (rote Füße) beobachtet werden. Der Zuflug ist aber schlagweise sehr unterschiedlich. Bei den aktuell milden Temperaturen kommt der Rüssler schneller zur Eiablage, so dass ab 5-10 Käfern/Gelbschale das Pyrethroid innerhalb weniger Tage angewendet werden muss, sofern noch nicht geschehen. Rapserdflöhe und deren junge Larven werden miterfasst. Das noch hohe Temperaturniveau ermöglicht aber keine lange Dauerwirkung. Daher sollte ab Ende Oktober nochmal die oben beschriebene Blattstiel-Kontrolle auf Befall mit Erdflohlarven erfolgen.
Der Raps ist weiter gewachsen. Viele Bestände stellen sich nun gut entwickelt dar. Über eine (weitere) Wachstumsreglermaßnahme ist zu entscheiden. Und die Blätter sollten auf Phoma-Befall kontrolliert werden: Zuerst auf den unteren Blättern findet man gelblich-braune bis graue Flecken mit weißgrauem Zentrum und den typischen kleinen schwarzen Sporenlagern (Pyknidien). Die ersten Befallsmeldungen gibt es, wenngleich meistens noch keine kritischen Ausmaße erreicht werden. Bei Befall sollten die eingesetzten Mittel eine Stärke gegen Phoma mitbringen. Grundsätzlich gilt, dass dann nah an Infektionen (Regenfälle) behandelt werden sollte. Das Wetter in dieser Woche mit nassen Phasen ist verbreitet förderlich für Phoma-Infektionen.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster