Auch in dieser Woche ist es weiter ungewöhnlich warm für Ende Oktober. Die milde Wetterphase dauert schon fast den gesamten Monat an. In den Gelbschalen werden nicht überraschend weiterhin Rapserdflöhe gefunden.
Vielerorts bleibt die Lage von den Zahlen her entspannt. Schlagspezifisch gibt es aber Schwellenüberschreitungen: An der Fortführung der kontinuierlichen Kontrolle der eigenen Gelbschalen führt kein Weg vorbei: In der zweiten Wochenhälfte wird es mit 21 und 25 Grad nochmals rekordverdächtig mild für die Jahreszeit. Die Zuflugperiode des Erdflohs dauert in diesem Herbst auch deshalb so lange an, weil die zweite Septemberhälfte unterdurchschnittlich kühl war und die Zuwanderung ausbremste.
Auch wo die Erdflohzahlen in den Gelbschalen bisher unkritisch waren: Eine Kontrolle auf Erdfloh-Larvenbefall ist angeraten. Die hohen Oktober-Temperaturen (ähnlich hoch wie 2006 und 2014) ermöglichen eine intensive Eiablage, und die Larvenentwicklung verläuft schnell: Dass Erdflohlarven im Blattstiel sind, erkennt man an deren Innenseiten anhand von Verbräunungen, Pusteln und Bohrlöchern. Nimmt man sich die Zeit und schneidet die Blattstiele an diesen Stellen auf, kann man die Larven des Erdflohs finden. Aktuell sind die Larven häufig – v.a. in spätem Raps – noch sehr klein und die Symptome noch kaum zu sehen. Bevor man voreilig falsche Schlüsse zieht, noch weiter warten. Die Kontrollen sollten noch bis in den November hinein fortgeführt werden.
Handlungsbedarf besteht, wenn pro Pflanze 3 (schwacher Raps) bzw. 5 (wüchsiger Raps) Stiele Symptome von Larvenbefall aufweisen. Geht es nur um den Rapserdfloh (und nicht gleichzeitig um den Schwarzen Kohltriebrüssler), unbedingt mit der Behandlung warten: Es ist aktuell viel zu warm, um die benötigte lange Dauerwirkung gegen die kontinuierlich schlüpfenden Larven zu erzielen. Kühles Herbstwetter abwarten! Das gilt nicht nur für die Pyrethroide, sondern nach aktuellem Kenntnisstand auch für die (kostspieligen) Notfallzulassungen mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole (z.B. Minecto Gold).
Steht eine Behandlung des Schwarzen Kohltriebrüsslers noch aus oder wurde die vorläufige Schwelle von 5-10 Käfern/Gelbschale erstmals in der letzten Woche erreicht, kann mit der Behandlung nicht länger gewartet werden. Der Käfer beginnt bei den aktuellen Temperaturen schon innerhalb weniger Tage mit der Eiablage. Das muss verhindert werden. In diesem Herbst werden häufiger viele Schwarze Triebrüssler in den Gelbschalen gezählt – auch in Regionen, die bisher noch „unauffällig“ waren (z.B. an NRW angrenzende Regionen von Niedersachsen).
Da die Witterung bis Ende des Monats sehr mild bleibt, stehen Entscheidungen über ein Nachjustieren bei der Wuchsregulierung in wüchsigen Beständen an, falls nicht bereits erfolgt: Einige Pflanzen aufschneiden, um die Stängellänge zu prüfen. Von der Bestandeshöhe her kann man nicht auf die Sprosslänge schließen.
Kontrollieren Sie Ihre Schläge auch auf Phoma-Befall! Phoma-Blattflecken erkennt man an den gelblich-braunen bis grauen Flecken mit weißgrauem Zentrum. Darin sieht man die typischen kleinen schwarzen Sporenlager (Pyknidien). Nicht mit Fungiziden behandelbare Blattverfärbungen (gelblich/rötlich) – durch Stress (z.B. Wachstumsregler) oder N-Mangel – sollte man nicht mit Phoma-Symptomen verwechseln. Regenschauer in den letzten Tagen haben deutschlandweit Phoma-Infektionen gefördert. Kritischer Phoma-Befall tritt allerdings weiterhin nur selten auf.
Findet sich jetzt dennoch behandlungswürdiger Befall auf der Fläche: Erzielt man nur dann eine gute Wirkung gegen Phoma, wenn man infektionsnah behandelt, also am besten kurz nach ausgiebigen Niederschlägen in den letzten Tagen. In der zweiten Wochenhälfte bleibt es überwiegend trocken. Nur ganz im Norden Deutschlands soll es an einzelnen Tagen für Phomainfektionen förderliche Regenmengen geben.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster