Ab Mitte dieser Woche soll es einen Sprung vom Winter in den Frühling geben: Nach verbreitet klirrender Kälte kommt am Donnerstag milde Luft aus Südwesten: Freitag werden in der Westhälfte Deutschlands bereits um die 15 Grad erwartet. Im Osten geht es im Laufe des Wochenendes rauf bis auf 13 Grad. Bei längerem Sonnenschein werden die ersten Großen Rapsstängelrüssler und/oder Gefleckten Kohltriebrüssler in die Bestände fliegen. In der Nordhälfte Deutschlands kann der Wind allerdings ein gewichtiges Wörtchen mitreden: Ist es sehr windig, ist auch bei ansonsten günstigen Bedingungen kein Zuflug möglich. Besonders in windgeschützten Bereichen sollte man genau hinschauen, da dort die ersten Käfer einfliegen können.
Verpassen Sie nicht die erste Zuflugwelle von Kohltriebrüssler und – wo er vorkommt – Rapsstängelrüssler: Denn bereits an den ersten günstigen Tagen fliegen sie meistens in größerer Zahl zu. Ob behandelt werden muss, weiß man nur, wenn man diese Käfer in den Gelbschalen „erwischt“ und nach den schönen Tagen auch zählt.
Die beiden Rüsslerarten müssen auseinandergehalten werden: Der Gefleckte Kohltriebrüssler hat einen weißen Fleck auf dem Rücken und rötliche Füße. Der Große Rapsstängelrüssler ist größer und schwarz-grau meliert mit schwarzen Füßen. Die digitale Gelbschale kann die beiden Rüssler nicht unterscheiden und fängt schlechter als „herkömmliche“ Gelbschalen, v.a. weil sie kleiner ist. Platzieren Sie eine normale Gelbschale in der Nähe der digitalen Variante. Signalisiert die App Zuflug, muss man vor Ort kontrollieren.
Die Bekämpfungsschwelle beträgt pro Gelbschale in 3 Tagen beim Kohltriebrüssler 15 Käfer und beim schädlicheren Rapsstängelrüssler nur 5 Käfer. Behandelt werden müssen beide Rüsslerarten vor der Eiablage. Der Handlungsspielraum dafür ist beim Rapsstängelrüssler kürzer als beim Kohltriebrüssler. Wenn es nach dem Zuflug warm und sonnig bleibt, können die Käfer bereits nach wenigen Tagen eiablagebereit sein. Die Behandlung kann dann nicht zu lange herausgezögert werden. Aufmerksamkeit ist angesagt, wo der Große Rapsstängelrüssler bereits Ende dieser Woche die Schwelle in den Gelbschalen überschreitet und wo besonders viele Kohltriebrüssler gefangen werden.
Nutzen Sie die angekündigten frühlingshaften Tage auch für eine Bestandsaufnahme im Raps. Finden Sie viele Rapserdflohlarven (Vernarbungen, “Huckel“ und Aufplatzungen an den Blattstielen und im Inneren Larven mit 3 Beinpaaren und schwarzer Kopfkapsel)? Der Winter 2024/2025 war wieder vergleichsweise mild und damit phasenweise förderlich für Eiablage und Larvenentwicklung des Erdflohs, z.B. in den letzten Januartagen. An den außergewöhnlich warmen Winter 2023/24 reicht er aber nicht heran. Bei kritischem Befall mit Erdflohlarven kann eine kombinierte Behandlung direkt nach dem Zuflug der ersten Rüssler erforderlich sein, also sobald es die Bedingungen zulassen.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster