Nachdem das Wochenende teils kräftige Gewitter, Niederschläge und Wärme brachten, herrschen aktuell verbreitet optimale Infektionsbedingungen für Sclerotinia.
Hohe Luftfeuchte im Bestand sowie milde Nächte sorgen für sehr günstige Keimbedingungen. Falls noch nicht erfolgt, sollte daher unbedingt eine fungizide Blütenbehandlung eingeplant werden, auch wenn die Blüte evtl. schon etwas weiter fortgeschritten ist. Behandlungstermine in diesen Tagen dürften optimal sein.
Viele Rapsbestände haben im April unter Stress gelitten und mehr oder minder kräftig reduziert. Teilweise haben am Haupttrieb und den oberen Seitentrieben bisher kaum Schoten angesetzt. In vielen Beständen ist dies zumindest teilweise auf Rapsglanzkäfer – Fraßschäden während der langen Kälteperiode zurückzuführen. Trotz erster offener Blüten verlief das Rapswachstum langsamer als die Käfer fressen konnten. Mit ausreichend Niederschlägen und der nun endlich erfolgenden Erwärmung der Böden wird die N-Dynamik in Gang kommen und auch den bisher schwachen Rapsen - hoffentlich - noch einen Schub verleihen. Dies bedeutet jedoch eine lange, verzettelte Blüte. Je nachdem, wann und wieviel Regen gefallen ist, müsste man den Beständen die Erholung schon ansehen.
Auch kleine, unterständige Seitentriebe und Knospenstände zweiter und dritter Ordnung bekommen jetzt die Chance sich noch zu entwickeln, aufzublühen und Schoten anzusetzen. Das Leistungspotenzial ist zwar limitiert, aber sollte unbedingt mitgenommen werden.Zur Behandlung sollten keine Fungizide mit wachstumsregelnder Wirkung (z.B. Tebuconazol, Metconazol) mehr eingesetzt werden. Denn die Bestände sind kurz und jeder Seitentrieb wird gebraucht.
Das Wetter der letzten Tage brachte auch gute Zuflugbedingungen für die letzten Rapsglanzkäfer sowie für Kohlschotenrüssler und die erste Kohlschotenmücken, siehe Expert-Prognosemodul. Eine Behandlung z.B. mit Biscaya sollte nur bei Befall oberhalb der Schadschwelle erfolgen. Bienenschutz unbedingt einhalten!
15.05.2017 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, Rapool Ring GmbH