Nach trockenem Beginn der Rapsblüte hat es Ende April endlich wieder etwas Regen gegeben – wenn auch viel zu wenig. Glücklich, wer zumindest zweistellige Niederschlagsmengen erhalten hat.
Feuchtigkeit erhöht Sclerotinia-Infektionsrisiko
Der Sclerotinia-Befallsdruck war in den vergangenen Jahren meist gering. Auf den meisten Rapsschlägen ist nur dann mit einem höheren Risiko zu rechnen, wenn dort aus der Schlaghistorie ein stärkerer Befall bekannt ist. Haben die aktuellen Niederschläge für eine Befeuchtung der oberen Bodenzentimeter ausgereicht, können jetzt im Boden vorhandene Sclerotinia-Apothezien auskeimen und sporulieren. Bei ausreichender Feuchte im Bestand (Tau, Mikroklima) kann dies für eine Infektion bereits ausreichen. Gut entwickelte, dichte Bestände sind hier stärker gefährdet. Ob die Feuchte zur Apothezienkeimung gereicht hat oder der Boden immer noch zu trocken ist, kann aufgrund der sehr heterogenen Niederschlagsverteilung aber nicht pauschal beurteilt werden. Oft gibt es dazu regionale, aktuelle Hinweise vom amtlichen Dienst, die unbedingt beachtet werden sollten.
Die Rapsbestände präsentieren sich zwar fast überall deutlich besser als im Vorjahr, dennoch gibt es auch in diesem Frühjahr wieder viele Rapsschläge mit Problemen. Hierzu zählen der verspätete und verzettelte Feldaufgang aus dem trockenen Herbst, der hauptsächlich den Wurzeltiefgang limitiert hat. In Kombination mit Trockenheit und später Frühjahrsdüngung sind Knospenverluste durch Nährstoffmangel zu beobachten. Der Schädlingsdruck mit Rüsslern und Rapsglanzkäfern erfolgte extrem früh und war häufig sehr hoch, da sich die Schädlinge im vergangenen Jahr sehr gut vermehren konnten. Die Schäden werden jetzt sichtbar. Zusätzlich hat die milde Winterwitterung vor allem im Westen bei ausreichenden Niederschlägen im Februar/März verstärkte Cylindrosporium – Infektionen ermöglicht (siehe Foto 2 + 3).Derzeit wird daher von vielen Rapsbeständen berichtet, die nicht richtig aufblühen. Viele andere Rapsbestände präsentieren sich hingegen trotz lang anhaltender Trockenheit auch richtig gut. Die Entscheidung für oder gegen eine Vollblütenmaßnahme fällt schwer, da die Wirtschaftlichkeit in den letzten Jahren meist nicht gegeben war.
In guten Beständen mit Sclerotinia – Infektionsrisiko als auch in Bestände mit schlechtem Blühbeginn, aber kräftigen Pflanzen kann eine Blütenbehandlung die Ertragsbildung absichern. Da nicht klar ist, ob und wann es zu Infektionen kommen kann, sollten Behandlungen mit leistungsstarken Fungiziden und ausreichender kurativer Wirkung (z.B. Cantus Gold, Propulse) erfolgen. Durch deren breite Wirkung werden auch Cylindrosporium, Alternaria oder Mehltau
ausreichend miterfasst.Beim Einsatz beachten:
Seit einigen Tagen erfolgt der Zuflug der Kohlschotenrüssler. Kontrollieren Sie durch Ausklopfen und Beobachten, ob der Bekämpfungsrichtwert von einem Käfer je Pflanze überschritten wird. Bei bekannt hohem Kohlschotenmückenbefall ist der Bekämpfungsrichtwert bereits bei einem Käfer je 2 Pflanzen erreicht. Auch mit B4-Produkten zum Schutz von Bienen und Wildbienen (Foto 5) nur abends behandeln.
Fazit: Die Bestände haben mehr oder weniger stark unter der Trockenheit gelitten. Mit einer etwas feuchteren Periode erfolgt kurzfristig Entlastung, so dass die Verhältnisse zum Schotenansatz günstig sind. Ein ansteigendes Krankheitsrisiko ist das kleinere Übel im Vergleich zu ausbleibendem Regen. Alle Rapsanbauer warten jetzt auf weitere Niederschläge während der Rapsblüte, um hoffentlich doch noch ein anständiges Ertragspotenzial aufbauen zu können. Wir hätten es mal wieder verdient.
30.04.2019 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, RAPOOL-RING GmbH