Anhand der proPlant-Karten wird für die vergangenen 4 Jahre deutlich, wie stark sich die Zuflugbedingungen dabei auch großräumig unterscheiden. Keine Region Deutschlands kann sich sicher fühlen, auch wenn meistens der Südwesten Deutschlands beim Startzuflug den Anfang macht.
Auch 2025 startete der Erstzuflug vor allem im Süd-Westen in der letzten Februardekade, teilweise sogar mit Überschreitung der Bekämpfungsrichtwerte. Selbst in Schleswig-Holstein waren erste Käfer unterwegs. Höchste Zeit, die Gelbschalen aufzustellen und in der nächsten wärmeren Periode zu kontrollieren.
Ziel der Gelbschalen im Frühjahr ist die Überwachung der Frühjahrsrüssler (RSR, KTR). Bedingt durch nachlassende Bekämpfungserfolge im Herbst sowie mehrere aufeinander folgende zu warme Winter sind mittlerweile aber immer häufiger adulte Rapserdflöhe in den Gelbschalen zu finden. Ein Warnsignal, denn diese Erdflöhe sind nicht schon da, sie sind noch da. Seit dem Spätherbst. Ihre Eiablage kann sich dann über einen sehr langen Zeitraum von Ende September bis ins Frühjahr hinziehen.
Bereits im Herbst/Winter geschlüpfte REF-Larven sind aktuell (Ende Februar) überwiegend in den Blattspreiten älterer Blätter zu finden. Fertig entwickelte Larven wandern zur Verpuppung ab in die obersten cm des Erdbodens. Haben die Larven ihre Entwicklung beim Absterben „ihres“ Blattes noch nicht vollendet, wandern sie aber in jüngere Blattstiele oder in den jungen, sich streckenden Vegetationskegel. Im Frühjahr noch schlüpfende junge REF-Larven turnen regelrecht an den wachsenden Rapspflanzen hoch. Sie sind dann in den Seitentriebsachseln bis hoch zu den Blütenknospen zu finden.
Empfehlung: Wird der Rapsbestand durch zahlreiche REF-Larven geschwächt, sollte in der kommenden wärmeren Phase mit Rüssler-Zuflug eine Maßnahme erfolgen. Selbst wenn Bekämpfungsrichtwerte oder Eiablagetermine der Rüssler noch nicht ganz erreicht sind, kann so die Aktivität der REF-Larven zumindest deutlich gemindert werden.
Bekämpfungsrichtwert nicht zu statisch sehen. Zur Einordnung der Schädlingsgefährdung sollten neben den Schädlingszahlen auch der Rapsbestand, die Wetterprognose, Stressfaktoren und der Faktor Zeit einbezogen werden. Treffen Schädlinge zu einem ungünstigen Termin auf schwache oder gestresste Rapsbestände, kann bereits ein mittlerer Befallsdruck wirtschaftliche Schäden verursachen. Ein wüchsiger Bestand kann andererseits meist mehr kompensieren als man ihm zutraut. Was zählt, ist Kontrolle, das richtige Fingerspitzengefühl und nur bei Bedarf eine gezielte Behandlung.
Und die wichtigste Grundregel - Augen auf. Beim Aufstellen und bei jeder GS-Kontrolle aufmerksam sein. Gern mal hinhocken und ruhig die Pflanzen beobachten. Rüssler sind durchaus scheu. Rapsglanzkäfer halten sich bei kühlen Temperaturen und Wind eher in den unteren Seitenknospen als am Hauptrieb auf und können dort Fraßschäden verursachen.
Frühe Rüssler sind ein Fall für potente Typ II Pyrethroide. Bei der Rüssler - Frühjahrsbehandlung mit potenten Pyrethroiden und auch mit Carnadine 200 sind bei passenden Einsatzbedingungen noch gute Nebenwirkungen gegen Rapserdfloh-Larven möglich, solange diese klein und aktiv genug sind.
Text: Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl - Produktmanagement RAPOOL
26.02.2025