Empfehlungen zur Blütenbehandlung 2020

Bestand, Trockenheit und Krankheitsrisiko bestimmen die Strategie

Die Rapsbestände präsentieren sich deutschlandweit in allen Regionen sehr unterschiedlich. Richtig gute Bestände sind in dieser frühen Blühphase leider selten. 

Blütenbehandlung
 Blütenbehandlung

Die Gründe dafür sind vielfältig. Im Süden und Osten beginnend mit Trockenheit zur Saat, im Norden anhaltende Nässe bis in den März mit Staunässe, dichtgelagerten Böden und verspäteten Düngeterminen. Der milde Winter sorgte im Norden für Pilzinfektionen mit Cylindrosporium sowie durchgehend gute Eiablagebedingungen für den Rapserdfloh. Die Frostperiode Anfang April führte besonders im Osten zu Schäden. Allen Regionen gemeinsam ist die seit 4 Wochen anhaltende Trockenheit, die eine Regeneration der gestressten Bestände weitgehend verhindert. Als Konsequenz werden auch jetzt in vielen Regionen noch Rapsbestände umgebrochen. Auffällig ist dabei, dass selbst kleinräumig sowohl gute als auch schwache Rapsbestände fast nebeneinander zu finden sind.

Wir erwarten parallel zur Blüte eine Verdichtung der Bestände über eine hohe Anzahl von Verzweigungen. Mit einem Mairegen können sich die Bestände noch positiv entwickeln, denn sie stehen insgesamt noch im vorderen Drittel ihrer Blühphase.

Unterschiedliche Ziele der Blütenbehandlung

Häufig wird die Blütenbehandlung mit einer Sclerotinia Fungizidbehandlung gleichgesetzt. Dies ist zwar meist der Hauptgrund, es gibt aber auch noch weitere Aspekte zu berücksichtigen:

  • Ergänzung der Nährstoffversorgung
  • Insektizidmaßnahme gegen Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke
  • Reduzierung weiterer pilzlicher Erreger, z.B. Cylindrosporium, Alternaria oder Botrytis
  • Greeningeffekt für etwas spätere Abreife und verlustärmeren Drusch

Insbesondere die beiden letzten Punkte sorgen häufig dafür, dass mit Blütenspritzungen auch in Jahren mit nur geringem Sclerotinia-Druck Mehrerträge (ca. 0,5 – 2 dt/ha) erzielt werden können. Sollte es 2020 gegen Ende der Blüte und in der Abreife feucht-warme Perioden geben, besteht insbesondere in Beständen mit Cylindrosporium oder Frostschäden sowie in Erdfloh geschädigten Beständen ein erhöhtes Verpilzungsrisiko. Auch dünne, gestresste Bestände danken eine späte Fungizidbehandlung, wenn sie denn während der Blüte die dringend benötigten Niederschläge und damit eine zweite Chance bekommen.

Lohnt sich eine Vollblütenbehandlung bei Trockenheit?

Die Wirtschaftlichkeit der Blütenbehandlung ist meist besser als die der Einkürzung, aber längst nicht immer gegeben. Bei ausbleibenden Niederschlägen, Bodentrockenheit, Nachtfrost und aggressiver Sonneneinstrahlung können sogar Mindererträge resultieren. Unter solchen Verhältnissen gerade auf leichten Standorten nicht behandeln.

Der Sclerotinia-Befallsdruck war in den vergangenen Jahren meist gering.  Auf den meisten Rapsschlägen ist nur dann mit einem höheren Risiko zu rechnen, wenn dort aus der Schlaghistorie ein stärkerer Befall bekannt ist. Bisher hat es (Stand 20.04.) fast nirgends ausreichende Niederschläge gegeben, die eine Behandlung in den nächsten Tagen erforderlich machen würden. Das Infektionsrisiko kann bei trockenem Oberboden und fehlenden Niederschlägen aktuell als gering eingestuft werden. Eine vorgesehene Blütenbehandlung sollte bis kurz vor oder am besten nach Niederschlägen hinausgezögert werden. Denn je näher die Behandlung am Infektionszeitpunkt liegt, desto besser ist die Wirkung.

Dies gilt auch für weitere pilzliche Erreger. Das heißt, eine frühe Behandlung wegen der besseren Durchfahrtbedingungen ist nicht sinnvoll, zumal die Rapsbestände deutlich zu kurz geblieben sind. Durchfahrten sind ohne größere Schäden auch in der späteren Blüte immer noch möglich. Beim Einsatz beachten:

  • Hohe Wasseraufwandmengen (mind. 300 l/ha)
  • Niedrige Durchfahrtsgeschwindigkeiten (4 - 5 km/h)
  • Bienengefährlichkeit bei Tankmischungen beachten
  • Applikation bevorzugt in den Abendstunden vornehmen

Schädlinge überwachen, aber nur bei wirklichem Bedarf Behandlung einplanen

Der bisherige Zuflug z.B. des Rapsglanzkäfers lag zum Glück meist deutlich unter den Erwartungen und auch unterhalb des Bekämpfungsrichtwerts. Dies sollte dazu ermutigen, auch bei den Blütenschädlingen erst einmal Ruhe zu bewahren und den tatsächlichen Befallsdruck prüfen.

Der direkte Schaden des Kohlschotenrüsslers ist in der Regel meist gering, aber die Einstichlöcher in den Schoten dienen als Wegbereiter für die Kohlschotenmücke, deren Schadwirkung bei Vorbefall durch Kohlschotenrüssler deutlich erhöht wird. Als Bekämpfungsrichtwert gelten 1 Kohlschotenrüssler je Pflanze bei geringem Mückenrisiko bzw. 1 Käfer je 2 Pflanzen bei höherem Mückenrisiko.

Schlupf und Zuflug der Kohlschotenmücke hängen wiederum vom Wetter ab und sind bei Trockenheit reduziert. Der Zuflug ist sehr schwierig zu erfassen und erfolgt meist später als der Rüsslerzuflug oder die Vollblütenspritzung, eine gezielte Behandlung ist daher kaum möglich. Erhöhtes Risiko besteht in kleinstrukturierten Gebieten, wenn bereits aus den Vorjahren stärkerer Befall bekannt ist. Auf größeren Schlägen reicht meist eine Randbehandlung aus. Für eine notwendige Insektizidbehandlung kann in diesem Jahr letztmalig BISCAYA mit einer guten Wirkung auf Kohlschotenmücken-Larven eingesetzt werden.

Insbesondere zur Blüte zieht der Raps auch viele Nützlinge an. Neben den bekannten Marienkäfern sind auch zahlreiche Schwebfliegen- und Schlupfwespen-arten vornehmlich im Blütenband zu finden. Sie können einen erheblichen Beitrag zur Schädlingsreduzierung leisten und sollten bestmöglich geschont werden. Daher keine prophylaktischen Maßnahmen und bei wirklich notwendigen Behandlungen, selbst mit B4 Produkten, diese in die Abendstunden verlegen.

Tipp: Bei einer Blütenspritzung zunächst einmal schauen, welche und wie viele Insekten überhaupt auf dem Kühlergrill zu finden sind. Erst dann entscheiden, ob ein Insektizid zugemischt werden muss, eine Randbehandlung ausreicht oder im Optimalfall auf das Insektizid verzichtet werden kann.

Nährstoffe ergänzen?

Teilweise ist die erste N-Gabe wegen schlechter Befahrbarkeit erst spät gefallen, die zweite N-Gabe dann wegen Trockenheit unterblieben. Hat sich der Bestand jetzt gut entwickelt und ist unterversorgt, kann auch in der Blüte noch 20 kg N/ha als AHL zugeführt werden, gern ergänzt mit etwas Bittersalz. Auch Bor unterstützt noch die Befruchtung der Samenanlagen. Nährstoffe abends und mit ausreichender Wassermenge (min. 250-300 l/ha) ausbringen, um Verätzungen/Stress zu vermeiden und Nützlinge/Bienen zu schonen.

 

20.04.2020 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, RAPOOL-RING GmbH

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