Nach langem „Winter“ setzt mit der Wärme nun auch im äußersten Norden der Schädlingszuflug von Rapsstängelrüssler, Kohltriebrüssler und Rapsglanzkäfer ein. Im Süden und Südwesten ist der Hauptzuflug von Rapsstängelrüssler und Kohltriebrüssler bereits überschritten. Der Hauptzuflug des Rapsglanzkäfers läuft.
Was ist zu beachten?
In der Regel ist nun mit einem Mischzuflug von Rüsslern und Rapsglanzkäfern (wahrscheinlicher Schwerpunkt) zu rechnen, siehe Expert-Prognose. Eine Kontrolle der Gelbschalen und der Bestände sollte daher unbedingt erfolgen. Behandlungen nur nach Überschreiten der Schadschwellen!Sobald die Knospen offen liegen, steht beim Rapsglanzkäfer insbesondere die direkte Befallskontrolle der Knospen im Vordergrund (siehe Bild 2). Bei starkem Zuflug von Rapsglanzkäfern zeigen dann AVAUNT oder PLENUM die sicherste Wirkung. Beide Produkte sind allerdings B1 (Bienengefährlich) eingestuft und dürfen nur eingesetzt werden, solange noch keine blühenden Pflanzen (auch Unkräuter!) im Bestand zu finden sind. Sind neben Rapsglanzkäfern auch Rüssler vorhanden, PLENUM/AVAUNT mit einem Pyrethroid kombinieren. Blühen bereits erste Unkräuter oder Kreuzblütler, bleibt es für frühe Einsätze bei TREBON (B2) oder MAVRIK VITA/EVURE (B4).
Wird eine weitere Behandlung gegen Rapsglanzkäfer notwendig, so können und sollten in der Blüte vorrangig BISCAYA oder MOSPILAN/DANJIRI eingesetzt werden. MOSPILAN/DANJIRI enthalten den Wirkstoff Acetamiprid und dürfen nicht mit Netzmittel ausgebracht werden. Ebenso verändert sich für beide Mittel bei Kombination mit Azolen die Bieneneinstufung sofort von B4 auf B1. Ein Einsatz während der Blüte sollte daher solo erfolgen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Tankmischungen von zwei Insektiziden während der Blüte (auch von Unkräutern!) sind wegen möglicher additiver Wirkung ebenfalls als bienengefährlich (B1) zu bewerten. Dies gilt selbst für die Mischung zweier B4-Produkte (z.B. Karate + Biscaya). Eine solche Applikation ist daher während der Blüte nicht zulässig.Egal ob der Insektizideinsatz solo oder in Kombination mit anderen Pflanzenschutzmitteln stattfindet – achten Sie immer auf den Bienen- und Wildinsektenschutz. Auch B4 Produkte nach Möglichkeit abends nach Ende des täglichen Bienenflugs einsetzen. Eine einfache Übersicht zu den Bieneneinstufungen auch in Kombination mit Fungiziden/Wachstumsreglern liefert unser Insektizidmodul.
Kurze Wachstumsphase – mit Nährstoffen unterstützen
Aufgrund des verspäteten Wachstumsbeginns wird der Raps im April sofort in die Schossphase gehen, um dann wie gewohnt Ende April oder nur leicht verspätet Anfang Mai in die Blüte zu gehen. Die aktuellen Wettervorhersagen versprechen jedenfalls gute Wachstumsbedingungen. Allerdings muss der Raps in dieser kurzen Phase möglichst viel vegetative Biomasse aufbauen, der Nährstoffbedarf ist hoch. Eine Unterstützung der Nährstoffversorgung durch z.B. 10 kg Bittersalz sowie Spurenelemente ist in diesem Jahr unbedingt zu empfehlen, zumal Auswaschungen und Staunässe die Nährstoffaufnahme erschweren. Insgesamt sollte der Raps mit insgesamt ca. 500 g Rein-Bor und 150-200 g Mangan versorgt werden. Bor erhöht den pH-Wert der Spritzbrühe, was bei Kombination Pyrethroiden deren Wirkung verschlechtert. Sie sollten daher erst die Spritzbrühe ansäuern, dann das Pyrethroid, und dann erst das Bor zuletzt einfüllen.
Wachstumsregler wann einsetzen?
So lange der Raps noch nicht erkennbar mit der Sprossstreckung begonnen hat (min. 10-15 cm), ist es für eine Wachstumsregulierung zu früh, auch wenn schon vorher Insektizidmaßnahmen erforderlich sind. Ab 10-15 cm Wuchshöhe kann bei einer Behandlung die Zugabe von z.B. 0,5 l/ha Tebuconazol erfolgen. Dann wäre bei gutem Wachstum voraussichtlich (ca. Kniehöhe) eine zweite Fungizidmaßnahme sinnvoll. Die besten Wirkungen werden bei warmem, wüchsigem Wetter (>12°C, kein Nachtfrost) und ausreichender Wasserversorgung der Pflanzen erzielt.
05.04.2018 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, Rapool-Ring GmbH