Kam der Regen zu spät für schwache Rapsbestände?

Endlich ist Ende September der Regen gefallen, der in weiten Teilen Deutschlands längst überfällig war. Die Niederschlagsmenge ist allerdings immer noch nicht ausreichend. Was bedeutend das für die Rapsbestände?

Quelle: wetteronline; 25.09.2018
 Quelle: wetteronline; 25.09.2018
Die Bestände in Deutschland sind sehr heterogen in ihrer Entwicklung. Es gab einige Frühsaaten - mehr oder weniger erfolgreich. In Schleswig-Holstein und im Süden Bayerns und Baden-Württembergs konnte dank einiger Niederschläge relativ normal gedrillt werden. Hier stehen meist ordentliche Bestände. Überwiegend erfolgte die Aussaat jedoch in den Staub. Entweder noch im August oder sogar bis Mitte September – immer in der Hoffnung auf baldigen Regen. Die bei Trockenheit gesäten Bestände sind meist schlecht und lückig aufgelaufen, viele befinden sich nach wie vor in einem kritischen Stadium. Etliche Betriebe haben aufgrund der Dürre in diesem Jahr sogar ganz oder teilweise auf die Rapsaussaat verzichtet. Die deutsche Rapsanbaufläche ist deutlich eingeschränkt worden.

Positionsbestimmung: Wie viele Pflanzen/m² sind vorhanden? Entwicklungsstadium?

Eines der wichtigsten Kriterien bei der Beurteilung der Bestände ist die Bestandesdichte. Zwar können auch mit nur 10-15 Pflanzen/m² sehr gute Rapserträge erreicht werden, aber dieser Wert gilt eher für das Frühjahr, kräftige Pflanzen und saubere Bestände.

Um es vorwegzunehmen – es gibt in allen Regionen Deutschlands durchaus auch viele normale und gute Rapsbestände. Diese sind eher unkritisch, daher liegt der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen auf den auch überall anzutreffenden Problemschlägen.

Absolute Untergrenzen für den Herbst gibt es nicht, da niemand das Wetter mit Vegetationsende, Frost, Trockenheit und Hitze bis zur kommenden Ernte vorhersagen kann. Auch wenn hoffentlich in den nächsten Tagen noch weitere Rapspflanzen auflaufen, sollten folgende Bestandesdichten bis zum 1. Oktober aber mindestens vorhanden sein:

  • 15-20 Pflanzen mit 2 bis 4 Laubblättern oder
  • 25-30 Pflanzen mit 2 Laubblättern oder
  • 35-40 Pflanzen im Keimblattstadium

Fakt ist – wir haben Ende September. Die Nächte werden kälter und länger, die Tage kürzer. In der Nacht zum 25.09. gab es verbreitet den ersten Bodenfrost. Die Böden sind im Unterboden noch recht warm, aber leider auch immer noch trocken. Man sollte also eine realistische Einschätzung der Ertragserwartung des Rapses vornehmen. Für schwache Rapsbestände muss jetzt alles passen: langes Herbstwachstum, keine Schädlinge, keine übermäßige Verunkrautung. Sofern Ausfallgetreide und Schädlingsdruck es zulassen, können auf der Kippe stehenden Rapsbestände die Chance bekommen sich in den nächsten 2 – 3 Wochen noch zu entwickeln.

Bei zu starker Verunkrautung, zu schwachem Raps und hohem Schädlingsdruck (Kohlfliegen, Blattläuse, Erdflöhe) laufen aber schnell zusätzliche Kosten für weitere Pflegemaßnahmen bei ungewissem Ausgang an. Saattermine für Getreide sind hingegen im Oktober optimal, so dass eine Umbruchentscheidung kein Dogma darstellt. Falls bisher noch keine herbizide Maßnahme erfolgt ist, halten sich die bisher aufgelaufenen Kosten zudem noch im Rahmen. Ist auf der Fläche bereits Herbizid gefallen, entstehen bei einer Umbruchentscheidung zusätzliche Kosten für die erneute Bodenbearbeitung.

Achtung: Erfolgte zu Raps im Herbst bereits eine N-Düngung, so sind unbedingt die Vorgaben im Rahmen der Düngeverordnung zu beachten. Nur bei Wintergerste besteht regulär ein N-Düngebedarf im Herbst, einige Bundesländer lassen aber ausnahmsweise auch die Aussaat anderer Wintergetreidearten zu.

Regen mobilisiert Nährstoffe und Wurzelwachstum

Nicht nur die Saatzeitspanne von Anfang August bis Mitte September, auch die Rapsbestände zeigen sich diesen Herbst extrem unterschiedlich. Von umbruchwürdig bis kräftig entwickelt ist alles vertreten.  Auch das breite Mittelfeld präsentiert sich sehr heterogen, häufig verzettelt, zu dünn und mit Entwicklungsrückstand. Die Niederschläge sollten nun die Nährstoffverfügbarkeit im Boden spürbar verbessern und die Wurzelentwicklung fördern. Teilweise sind Mulchsaaten besser aufgelaufen, teilweise aber auch Pflugsaaten. Pflugsaaten profitieren aktuell vom geringeren Unkrautdruck und einer meist etwas ungestörteren Entwicklung.

Überwiegen in heterogenen Beständen die kleinen Pflanzen, ist besonders der Schädlingsdruck weiter zu beachten. Weitere Hinweise finden Sie hier.

Eine kleine Pflanzenstärkung wird auch mit geringen fungiziden Aufwandmengen von z.B. 0,2-0,4 l/ha Folicur oder Tilmor erreicht.

Kräftigere Bestände mit 4-6 Laubblättern können jetzt mit moderaten Aufwandmengen z.B. mit Carax, Folicur und weiteren Produkten eingekürzt werden.

Alle Bestände sollten mit Bor, Mangan und Bittersalz gefördert werden. Eine Stickstoffdüngung ist hingegen nur noch bis zum 30. September zulässig, wobei die N-Bodenvorräte meist deutlich höher liegen als in den Vorjahren.

Fazit: Trotz der Niederschläge Ende September gibt es nach wie vor etliche kritische Rapsbestände. Hier sollte jetzt eine nüchterne Kosten-/Ertragserwartungsbetrachtung erfolgen. Als mögliche Alternative bei Umbruch bietet sich aktuell insbesondere Wintergerste an, auch wenn dies von der Fruchtfolgeplanung abweicht. Für die meisten „normalen“ Rapsbestände ist jetzt das Hoffen auf lange milde Witterung mit ausreichenden Niederschlägen, aber auch Wärme und Sonnenschein angesagt.

25.09.2018 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, Rapool-Ring GmbH

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