Nachdem der Schädlingsdruck insbesondere beim Rapsglanzkäfer als eher gering beurteilt werden kann, steht jetzt in der Blüte die Kontrolle der Kohlschotenrüssler im Vordergrund. Hier zeigt sich ein sehr differenziertes Bild.
Bitte umgehend die Bestände kontrollieren. Morgens verstecken sich die Rüssler gern in den Blütenkelchen (ausklopfen zur Kontrolle), mit Erwärmung werden sie aktiver und sind bei hohen Stückzahlen nicht zu übersehen.
Schadbild und Bewertung
Die Weibchen legen jeweils 1 Ei in die jungen Rapsschoten ab. Das Einstichloch in die Schotenwand kann auch der Kohlschotenmücke zur Eiablage dienen, weshalb bei bekannt hohem Mückenrisiko bereits 1 Kohlschotenrüssler auf 2 Pflanzen als kritisch angesehen wird. Die Larve des KSR schlüpft nach 8 - 10 Tagen und zerstört maximal 3 - 6 Samenanlagen in der Schote. Der Befall wird meist erst sichtbar, wenn sich die Larve wieder aus der Schote herausbohrt. Das dabei entstehende Loch kann bei feuchter Witterung verpilzen. Während der direkte Schaden durch den Rüssler bei moderatem Befall überschaubar bleibt, ist bei stärkerem Befall eine Behandlung sinnvoll.
Terminlich besteht eine gewisse Flexibilität von ein paar Tagen, da sich die Eiablage über einen längeren Zeitraum hinzieht. Bei Anzahlen von 3-10 Rüsslern je Pflanze sollte aber sehr zeitnah behandelt werden!
Leider gibt es insbesondere in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und im östlichen Niedersachsen verbreitet Pyrethroidresistenzen (gilt sowohl für Typ II als auch für Typ I Pyrethroide). Die sicherste Bekämpfung ist daher in diesem Jahr noch mit BISCAYA möglich. Behandlung trotz B4 Einstufung in den Abendstunden nach Ende des täglichen Bienenflugs.
Ist derzeit die Kombination mit einer Fungizidbehandlung sinnvoll?
Klare Antwort: Nein!
Bis auf einen kleinen Streifen, der sich über das Rheinland, Hessen und Thüringen zieht (dort wo es neulich etwas geregnet hat) ist es für Sclerotinia noch zu trocken! Erst der angekündigte (und hoffentlich tatsächlich kommende) Regen wird die Keimung der Sclerotien überhaupt erst ermöglichen. Das wird selbst nach dem Regen ein paar Tage dauern. Und selbst wenn schon Sclerotien vorhanden sind, hat bisher die erforderliche Blattnässe in Kombination mit Wärme zur Infektion gefehlt. Zu frühe Behandlungen können aufgrund der begrenzten Wirkungsdauer der Fungizide späte Infektionen nicht abdecken. Deshalb Geduld bewahren und nicht zu früh behandeln!
Die Kohlschotenmücke überwintert als Kokonlarve im Boden vorjähriger Rapsschläge. Sie schlüpft auf diesen Flächen bei ca. +13-15°C Bodentemperatur in 5 cm Tiefe. In diesem Jahr sind die Oberböden in der Regel ausgetrocknet und oft steinhart – die meisten der kleinen Mücken schaffen es nicht durch den Beton. Erst wenn Regen die obere Bodenschicht aufweicht, wird der Schlupf möglich. Also ähnlich zum diesjährigen potenziellen Sclerotinia Risiko. Die Mücke fliegt nicht weit, in bekannten Befallsgebieten reicht auf großen Schlägen meist schon eine Randbehandlung aus. Auch hier zeigt BISCAYA eine gute Wirkung gegen junge Mückenlarven.
27.04.2020, Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, RAPOOL-RING GmbH