Knospen- und Blütenverluste – was können gute Bestände noch kompensieren?
Immer wieder gibt es Situationen, in denen Rapsbestände bereits vor oder in der Blüte Schäden erleiden. Sei es durch konkrete Ereignisse wie z.B. massiver Schädlingsbefall, Spritzschäden, Frost oder Hagel.
So wie in Bild 1 aus Niedersachsen präsentieren sich aktuell viele Rapsbestände. Durchaus kräftig, mit guter Bestandesdichte, aber bisher ohne Blüten.
Das Einschätzen solcher Schäden ist und bleibt schwierig. Jeder weiß, dass Raps viel kompensieren kann. Aber leider nicht alles. Und die Möglichkeit der Kompensation hängt von zwei Faktoren ab.
Wie hoch die Regenerationsfähigkeit ist, zeigen auch Versuche der Landwirtschaftskammer Hannover, siehe Bild 2. 2017 wurden auf einem Standort mit schwachem Rapsbestand und hohem Rapsglanzkäfer-Druck in einer Variante als zusätzlicher Stress die oberen Triebe per Hand abgeschnitten. Bei der Ernte erreichte die Variante D „geköpft“ den gleichen Ertrag wie die Kontrolle. In die gleiche Richtung gehen auch ältere Erfahrungen.
Beispiel Regeneration nach massivem Rapsglanzkäfer-Schaden
Im Jahr 2006 trat die zunehmende Pyrethroid-Resistenz der Rapsglanzkäfer erstmals großflächig in Schleswig-Holstein auf. Ganze Landstriche kamen nicht zur Blüte. Bild 3 zeigt einen stark betroffenen Rapsschlag, der bis zum 25. Mai sowohl am Haupttrieb als auch an den Seitentrieben erster Ordnung noch keine Blüte öffnen konnte. Erst der Einsatz des damals neuen, sehr begrenzt verfügbaren Biscaya unterbrach den Glanzkäfer-Fraß. Innerhalb von nur 14 Tagen konnte der Raps aus neuen Knospenanlagen zweiter und dritter Ordnung komplett aufblühen. Wiederum 3 Wochen später präsentierte sich das Feld mit einem nicht für möglich gehaltenen Schotenansatz. Der Erntetermin war entsprechend deutlich später, der Ertrag war aber für sandige 25 Bodenpunkte mit ca. 32 dt/ha auf fast normalem Niveau. Voraussetzung für diese Regenerationsleistung waren Rapspflanzen, die wachsen wollten und konnten, kombiniert mit einem passenden Witterungsverlauf.Grenzen der Regeneration
Regenerationsfähigkeit setzt eine ausreichende Bestandesdichte mit ausreichend kräftigen Einzelpflanzen voraus. In Bild 4 lassen sowohl die Bestandesdichte als auch der Zustand der Einzelpflanzen wenig Hoffnung auf ausreichende Erträge. Falls es noch Anbaualternativen gibt, ist hier auch jetzt noch ein Umbruch zu überlegen.
27.04.2018 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, Rapool-Ring GmbH