Im Fokus der Herbstschädlinge steht der Rapserdfloh an erster Stelle. Nachdem er im vergangenen Herbst beträchtliche Schäden verursacht hat, herrscht verständlicherweise Sorge vor erneuten Problemen. Es gibt jedoch eine Reihe von Indizien, die in vielen Regionen einen geringeren Befallsdruck zumindest erhoffen lassen:
In den Epizentren des Vorjahrs ist dennoch höchste Vorsicht geboten: Wichtigste Dinge: Gelbschalen ´raus + Augen auf! Gern auch abends und mit Taschenlampe. Spätestens die Fraßspuren verraten ihn.
Rübsenblattwespe profitiert vom warmen, trockenen Sommer
Zwar ist Schädlingsdruck bis Ende August allgemein sehr gering, aber warme, trockene Sommer sind für die Vermehrung der Rübsenblattwespe meistens günstig. Die Wespe ist sehr markant durch ihre überwiegend gelblich-orange Farbe und ist bei stärkerem Auftreten häufig in der Gelbschale zu finden.
Nach Einflug in die auflaufenden Bestände legen die Weibchen bis zu 300 Eier auf den Blättern im Bestand ab. Nach 4-12 Tagen beginnen Larvenschlupf und -fraß. Die tägliche Nahrungsaufnahme nimmt in kürzester Zeit beachtlich zu, so dass die Raupen täglich bis zum Doppelten ihres Anfangskörpergewichts vertilgen können. Dann weisen die Blätter schnell Rand-, Fenster- und Lochfraß bis hin zum Skelettierfraß auf. Abgesehen vom Blattfraß der Raupen entstehen keine bleibenden Schäden. Die Rübsenblattwespe ist daher nur bei Massenauftreten gefährlich.
Auch Kohlmotten lieben die Wärme
Ähnliche Schäden können bei Massenauftreten auch die Raupen der Kohlmotte anrichten. Sie sind nicht so auffällig und immer auf der Blattunterseite zu finden. Sie fressen und wachsen aber langsamer. Wurde Lumiposa gebeiztes Saatgut verwendet, besteht zunächst ein ausreichender insektizider Schutz.
Müssen Blattläuse behandelt werden?
Blattläuse können Viren übertragen, das hat jedoch schon stattgefunden, sobald die ersten Läuse gefunden werden und sollte nicht überbewertet werden. Zumal die meisten aktuell angebauten Rapssorten eine genetisch verankerte TuYV-Resistenz besitzen. Zur Vermeidung der Virusübertragung ist in erster Linie eine gute Ackerhygiene vorteilhaft. Und Blattläuse besitzen viele natürliche Gegenspieler wie z.B. Schlupfwespen, Laufkäfer oder Spinnen.
Fazit: Viele Rapsbestände tun sich aufgrund der verbreiteten Trockenheit schwer. Aber auch das Gegenteil ist zu beobachten. Wo es bei Gewittern Starkniederschläge gab, kämpfen Rapsbestände mit Verschlämmungen und teilweise zusätzlichem Herbizidstress. Eine sorgfältige Kontrolle auf Schädlinge ist in beiden Situationen besonders wichtig. Dennoch sollten Pflanzenschutzmaßnahmen nur bei wirklichem Bedarf erfolgen. Es geht dabei nicht darum, eventuell ein paar Euro zu sparen. Vielmehr beugt die Vermeidung jeder nicht notwendigen Maßnahme einer weiteren Resistenzentwicklung vor und schont vor allem Nützlinge. Denn auch sie lieben den Raps.
30.08.2022 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, Rapool-Ring GmbH