Resümee/Fazit zu Schädlingen und Phoma im Herbst 2019

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster

Pflanzenschutz-Beratungssystem proPlant expert.classic: Summe der Niederschläge für die beiden Monate August und September 2019 für 6 Wetterstationen in Deutschland
 Pflanzenschutz-Beratungssystem proPlant expert.classic: Summe der Niederschläge für die beiden Monate August und September 2019 für 6 Wetterstationen in Deutschland
Phoma im Herbst 2019

Generell ist bei überdurchschnittlichen Niederschlägen im August und September mit Phomabefall zu rechnen. Im Vorjahr war es in fast ganz Deutschland in den beiden Monaten viel zu trocken für Phoma, so dass der Pilz bis auf wenige Ausnahmen im Herbst 2018 unbedeutend blieb. Davon ging so mancher auch in diesem Jahr bis Mitte September aus: „Phoma wird in diesem Herbst wieder keine Rolle spielen. Bis jetzt war es einfach zu trocken!“ Zumal der Ausgangsbefall aus dem Vorjahr deutschlandweit niedrig war. Nur im westlichen Teil von Schleswig-Holstein und an der Nordsee-Küste von Niedersachsen hatte es bis dahin typischerweise mehr geregnet.

Pflanzenschutz-Beratungssystem proPlant expert: Witterungsbedingtes Phoma-Risiko am 8.10.2019. Im Feld wurden in den Regionen mit erhöhtem Risiko erste Befallssymptome festgestellt.
 Pflanzenschutz-Beratungssystem proPlant expert: Witterungsbedingtes Phoma-Risiko am 8.10.2019. Im Feld wurden in den Regionen mit erhöhtem Risiko erste Befallssymptome festgestellt.
Aber ab dem 23. September oder wenige Tage später ging es mit dem lang ersehnten Regen deutschlandweit los. Phoma-Befall (gelblich-braune bis graue Flecken mit weißgrauem Zentrum und den typischen kleinen schwarzen Sporenlagern (Pyknidien) auf den unteren, älteren Blättern) zeigte sich Mitte Oktober zuerst in anfälligeren Sorten in verschiedenen Regionen Deutschlands (im Norden, Westen und Süden, eher weniger im Osten und in der Mitte). Regelmäßige Bestandeskontrollen waren ab dann angeraten, zumal es im Oktober feucht blieb: Die Niederschlagsmenge lag im Schnitt um fast 50 % über dem vieljährigen Mittel. Nur an wenigen Orten von Ostbayern über Sachsen und Thüringen bis zur Niederlausitz wurde das „Niederschlagssoll“ nicht ganz erreicht, vom Südwesten bis in den Norden fiel hingegen örtlich mehr als das Doppelte der sonst üblichen Regenmenge. Mitte Oktober ist jedoch ein relativ später Befallsbeginn für Phoma.

Kritischer gewesen wäre ein Start der Epidemie bereits im September. Außerdem waren zu dem Zeitpunkt viele Rapsbestände gut entwickelt. Denn auch die relativ milden Temperaturen waren sehr förderlich für die Rapsentwicklung: Die Bestände konnten sich hinsichtlich des Entwicklungsstandes weiter angleichen. Früh gedrillte Flächen, die zügig auflaufen konnten, entwickelten sich häufig zu üppig. Beim Einsatz von Wachstumsreglern musste bei Befall auch auf eine Stärke im Bereich Phoma geachtet werden. Aufgrund der guten Phoma-Resistenz der meisten modernen Rapssorten ist die wirtschaftliche Bedeutung von Phoma allerdings insgesamt geringer als noch vor 10 Jahren.

Rapserdfloh und Schwarzer Kohltriebrüssler im Herbst 2019

Hier sind Erdflohlarven am Werk: An den Blattstielen sieht man auch ohne Lupe Verbräunungen, Pusteln oder Bohrlöcher.
 Hier sind Erdflohlarven am Werk: An den Blattstielen sieht man auch ohne Lupe Verbräunungen, Pusteln oder Bohrlöcher.
Aus vielen Regionen wird in diesem Herbst ein eher niedriger Rapserdflohbefall gemeldet als in den Vorjahren. Allerdings gibt es lokal und auch schlagspezifisch deutliche Unterschiede. Eigene Befallskontrollen sind also unerlässlich: Ab dem Auflaufen müssen Gelbschalen stehen und etwaige Fraßschäden an den jungen Rapsblättern beobachtet werden. In diesem Herbst war Fraßschaden nur in Ausnahmefällen ein „Thema“.

Den schlimmeren Schaden verursachen ohnehin die Larven, die aus den Eiern schlüpfen und in die Stängel einwandern. Ob ein bekämpfungswürdiger Larvenbefall erreicht wird, ist allein über die Käferzahlen in den Gelbschalen schwer abzuschätzen: Die Witterung im September und Oktober entscheidet darüber wie intensiv die Käfer Eier ablegen und wie viele Larven daraus noch im Herbst schlüpfen können. Kritisch sind Jahre mit zumindest „normalen“ Septembertemperaturen, also ohne Verzögerung des Zuflugbeginns durch nasses und kaltes Wetter. Der September 2019 war ein solcher „normaler“ September mit entsprechend guten Bedingungen für Zuflug und Eiablage. Die Temperaturen im Oktober bestimmen dann die Geschwindigkeit von Ei- und Larvenentwicklung. Und der Oktober 2019 war wie in den beiden Vorjahren überdurchschnittlich warm! Aufschluss über den tatsächlichen Befall bringt dann nur die Kontrolle auf Erdflohlarven ab Mitte/Ende Oktober. Verbräunungen, Pusteln oder Bohrlöcher an der Innenseite der Blattstiele deuten auf Befall hin. Als Schadschwelle gilt: drei Larven je Pflanze in schwachen Beständen und mehr als fünf Larven je Pflanze in kräftigen Beständen.

Bei der Behandlung sollte eine möglichst lange Wirkungsdauer angestrebt werden. Kühle Temperaturen, wie sie in der Regel ab Ende Oktober vorherrschen, sind optimal für eine lange Schutzwirkung der Pyrethroide. Auch bereits geschlüpfte Larven können relativ sicher bekämpft werden, da diese sich hin und wieder aus- und wieder einbohren.

Der Schwarze Kohltriebrüssler rückt auch zunehmend in den Fokus, er hat sich inzwischen vom Südwesten Deutschlands her bis Westfalen ausgebreitet. Der Zuflug wird mit Gelbschalen erfasst. Bislang gibt es noch keine für Deutschland einheitlich geltende Schadschwelle. Aktuell sollte man davon ausgehen, dass 5-10 Käfer kritisch sind. In diesem Herbst gab es um den 13./14. Oktober bei ungewöhnlich hohen Temperaturen einen ersten Zuflugblock. Erneute Gelbschalenfänge wurden Ende Oktober vor der deutlichen Abkühlung verzeichnet. Wie bei den beiden Frühjahrsschädlingen Großer Rapsstängelrüssler und Gefleckter Kohltriebrüssler muss auch beim Schwarzen Kohltriebrüssler die Eiablage verhindert werden. Momentan ist davon auszugehen, dass der Handlungsspielraum maximal 7-10 Tage beträgt, also relativ kurz ist. Anders als beim Erdfloh kann man also nicht abwarten, bis der Larvenbefall abzuschätzen und die Temperaturen abgesunken sind. In diesem Jahr ließen sich mit der Behandlung aber auch Rapserdflohlarven miterfassen. Um die kombinierte Strategie gegen beide Schädlinge zu optimieren, müssen in den nächsten Jahren weitere Feldversuche durchgeführt werden.

 

 

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