Pünktlich zum kalendarischen Frühlingsbeginn nimmt das Wachstum der Rapsbestände Fahrt auf.
Düngung
Sofern die N-Düngung noch nicht abgeschlossen wurde, wird es jetzt höchste Zeit. Denn der Raps kommt mit dem Schossen in die Phase der höchsten Nährstoffaufnahmen. Die Bodenfeuchte ist zumindest in der oberen Wurzelzone gut, so dass auch spät gestreute Nährstoffe noch gut in Lösung gehen können und damit relativ schnell pflanzenverfügbar werden. Die weitere Nährstoffversorgung insbes. mit Bor (300 g B), Magnesium, Calcium) erfolgt in der Regel in flüssiger Form.
Bitte zwei Besonderheiten bei der Schwefelversorgung beachten.
Schädlingskontrolle
In den wärmeren Regionen ist bereits bis Ende Februar die Masse der Stängelrüssler und Triebrüssler zugeflogen und wurde in der Regel bei Überschreiten des Bekämpfungsrichtwertes auch behandelt. Im Nordosten sowie in Höhenlagen ist der Rüsslerzuflug noch nicht ganz beendet. Mit der Rückkehr der Wärme liegt nun der Schwerpunkt in der Schädlingsüberwachung auf dem Rapsglanzkäfer. Hier geht´s zur Prognose. Gelbschalen helfen bei der Erkennung des Zuflugs, die Befallsstärke wird jedoch durch Auszählen der Käfer an den Pflanzenknospen ermittelt, am besten durch Abklopfen der Käfer an je 5 x 5 Pflanzen über einer Schale. Bei kühlen Temperaturen, Regen und Wind verkriechen sich die Rapsglanzkäfer auch gern zwischen den Knospen tiefer liegender, geschützter Seitentriebe (s. Foto).
Die Bekämpfungsrichtwerte unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Bestandsentwicklung und Vitalität. Während es in schwachen Beständen ab 4-5 RGK/Pflanzen kritisch wird, können kräftige Bestände auch 8-10 RKG/Pflanze ohne wirtschaftliche Einbußen tolerieren. Eine temporäre Überschreitung kann unter wüchsigen Verhältnissen toleriert werden, um bei weiterem Zuflug bzw. optimalen Behandlungsverhältnissen einem maximalen Bekämpfungserfolg zu erreichen. Hilfreich wird sein, dass bei vorhergesagter Witterung der Zuflug kompakt erwartet werden kann und besser zu beurteilen ist als im Vorjahr. Gleichzeitig werden sich die Rapspflanzen kräftig entwickeln und die kritische Phase bis zum Blühbeginn zügig durchlaufen.
So lange keine blühenden Pflanzen im Bestand vorhanden sind, bevorzugt PLENUM (B1; letztmalig einsetzbar da Zulassung endet) oder AVAUNT (B1) verwenden. Mit Blühbeginn z.B. zunächst auf MAVRIK VITA, dann auf BISCAYA oder TREBON zurückgreifen. Hinweise zur Mittelwahl und zur Bieneneinstufung liefert das RAPOOL-Insektizidmodul. Zum Schutz von Bienen und Nützlingen sowie aus Resistenzmanagementgründen Behandlungen nur bei Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte durchführen. Auch Behandlungen mit B4 Produkten am besten abends nach Ende des täglichen Bienenflugs durchführen; eine Wasseraufwandmenge von mindestens 300 l/ha verbessert den Wirkungsgrad.
Wachstumsregler
Die empfohlenen Wachstumsregler - Aufwandmengen richten sich nach Pflanzenentwicklung, Bestandesdichte, N-Dynamik, Sorte und Wasserversorgung. Gerade in der Wasserversorgung gibt es nach wie vor erhebliche Unterschiede, was beispielhaft an den Niederschlagsmengen von Jahresanfang bis Mitte März 2019 sowie an der Bodenfeuchtekarte des DWD deutlich wird:
Der bisherige Witterungsverlauf und auch der meist geringe Krankheitsdruck erfordern bis auf wenige Fälle (z.B. sehr hohe Bestandesdichten aufgrund von Durchwuchs) in diesem Frühjahr keine überzogenen „Feuerwehrmaßnahmen“. Eine Wachstumsregulierung kann bei Bedarf daher relativ variabel ab Gummistiefelhöhe bis hin zur bereits deutlichen Seitentriebstreckung erfolgen. Dies erleichtert terminlich die Kombination mit einer anstehenden Insektizidmaßnahme oder einer Blattdüngung.
Kräftig und üppig entwickelte Bestände sind häufig im Norden und Westen zu finden. Sie konnten sich seit Mitte Februar gut entwickeln und befinden oft bereits deutlich im Schossen. Gleichzeitig haben diese Regionen auch deutlich frühere und höhere Niederschläge bekommen als der Osten. Auch im Süden gibt es neben trockenheitsbedingten Spätentwicklern ebenfalls viele kräftige Rapse. Sind die Bodenwasservorräte gut, kann hier bei wüchsiger Witterung eine Wachstumsregulierung z.B. mit Tebuconazol (0,8 – 1 l) oder anderen Produkten/Kombinationen erfolgen.
Achtung – einige Bestände frühblühender Sorten können bereits so weit entwickelt sein, dass sich noch im März erste Blüten öffnen werden. Solche Bestände sollten zuerst reguliert werden.
In den Trockenregionen spielten Krankheiten bisher keine Rolle, die Pflanzen sind meist noch klein, die Bestände heterogen. Hier steht bei Bedarf die Wachstumsregulierung mit reduzierten Aufwandmengen (z.B. 0,5 – 0,7 l/ha Tebuconazol oder ähnlich) im Vordergrund, aber erst wenn die Pflanzen sich kräftig strecken und die Knospen der Haupttriebe über die Blätter herausgeschoben werden.
Generell gilt: Aufwandmenge an Gesundheit und Standfestigkeit der Sorte, Bestandesdichte/Entwicklung und insbesondere Witterung anpassen. Nicht zu früh einkürzen, sondern erst Wachstum zulassen und dann wüchsige Witterung abpassen. Online hilft hier unser Wachstumsregler- und Fungizidkalkulator. Aber längst nicht immer ist eine (zu starke) Einkürzung sinnvoll bzw. wirtschaftlich.
Fazit: Der bisherige Witterungsverlauf sorgt für eine sehr frühe Streckung der Bestände. Im Gegensatz zum Vorjahr sind Temperaturverlauf und Wasserversorgung aber sehr günstig für das Wurzelwachstum und auch eine kräftige oberirdische Entwicklung. Der verbreitet starke Rüsslerdruck im Februar konnte gut behandelt werden, Rapsglanzkäfer werden jetzt vermehrt zufliegen. Kräftige Bestände und gute Wachstumsbedingungen versetzen den Raps aber in die Lage, mit dem Schädlingsdruck sehr viel besser klarzukommen als im Vorjahr. Stimmt die Wasserversorgung, bleiben die Erwartungen für viele Bestände vorsichtig optimistisch – auch wenn natürlich erst zum Schluss abgerechnet wird.
18.03.2019 Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl, RAPOOL-RING GmbH