Sulfonylharnstoff-Rückstände? Kressetest verschafft Sicherheit zur Rapsaussaat
Das Frühjahr 2023 war gekennzeichnet durch relativ kühle, feuchte Witterung im März/April. Nässebedingt konnten viele Herbizidmaßnahmen im Getreide erst relativ spät und dazu mit erhöhten Aufwandmengen erfolgen. Mai und Juni waren dann verbreitet trocken. Bei langanhaltender Trockenheit ist die Abbaugeschwindigkeit von Sulfonylharnstoffen verringert. Die Entwicklung der Bodenfeuchte vom 1. März bis zum 12. Juli wird auf Basis des DWD Bodenfeuchteviewers im Kurzvideo besonders deutlich.
Dabei können je nach Boden, Bodenfeuchte und Bodenleben die Abbaugeschwindigkeiten verschiedener Wirkstoffe stark schwanken (Abb. 1) Wer unsicher ist, ob auf den zur Rapsaussaat vorgesehenen Schlägen eventuell noch Rückstände vorhanden sind, sollte einen Kressetest durchführen.
Für den Test werden an mehreren Stellen nach der Getreidernte bzw. rechtzeitig vor der Rapsaussaat Bodenproben entnommen. Gelbschalen eignen sich dafür sehr gut. Insbesondere auf der Bodenoberfläche bzw. in der obersten Bodenschicht halten sich eventuelle Rückstände am längsten, Stroh und Stoppeln sind eher unkritisch. Eine Strohabfuhr reduziert daher nicht das Risiko, sondern erleichtert eher die Bodendurchmischung.
Kresse reagiert sehr empfindlich auf Sulfonylharnstoff-Rückstände im Boden. Zugleich keimt Kresse sehr schnell, sodass ein
Kressetest innerhalb weniger Tage bereits ein Ergebnis liefert. Kressesamen kann man in vielen Supermärkten, Discountern oder Baumärkten kaufen. Den Boden wässern und die Kressesamen leicht einkratzen. Wichtig: Der Boden darf während des Tests nicht austrocknen.Raps ist deutlich unempfindlicher gegenüber eventuellen Rückständen als Kresse. Sichtbare Symptome an Kresse bedeuten daher noch kein grundsätzliches Problem für die Rapsaussaat. Die bekannten Gelbschalen bieten genügend Platz, um z.B. eine Hälfte mit Kresse, die andere Hälfte mit Konsumraps einzusäen. Er keimt zwar etwas langsamer als die Kresse, aber so bekommt man in nur einem Arbeitsgang bereits sehr viele nützliche Informationen.
Wie das Ganze funktioniert, könnt ihr euch auch im Video noch einmal ansehen.
Passende Bearbeitungsintensität finden
Entwickelt sich die Kresse in allen Proben gleichmäßig (siehe Foto), kann
die Bodenbearbeitung vor der Rapsaussaat frei gewählt werden. Entscheidend für insbesondere für extensivere Aussaatsysteme. Bei leichter Belastung genügt meist schon eine tief mischende Bodenbearbeitung, um an der Oberfläche vorhandene Rückstände auf ein unkritisches Niveau zu verdünnen. Je öfter, je tiefer und je mischender die Bearbeitung erfolgt, umso stärker verdünnen sich die Rückstände im Saathorizont. Die sicherste Variante ist dann meist Rapsaussaat nach tiefer Pflugfurche oder optional der Anbau einer Sorte mit Clearfield – Herbizidresistenz, wie z.B. BEATRIX CL.
14.07.2023
Dipl.-Ing. agr. Rainer Kahl
Rapool-Ring GmbH