Moderne Hybridrapssorten sind bekannt für ihre außerordentliche Kompensationsfähigkeit, die auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen hohe Erträge sicherstellen kann.
Der notwendige Streifenanbau für die Saatgutproduktion von Hybridraps (Fremdbefruchtung) führt bei kaltem und nassem Wetter während der Blüte oft zu einem verminderten Schotenansatz. Die Bestände kompensieren die verminderte Schotenzahl und verminderte Einkörnung je Schote durch größere Körner in den Schoten. Andererseits führt ein starker Schotenansatz zu dem bekannten TKG von 4 bis 5 Gramm, wie es bei Liniensorten üblich ist.
In der Praxis werden TKG-Schwankungen bei Hybridrapssaatgut von ca. 4,0 bis 10,0 Gramm beobachtet. Vielfach und fälschlicherweise wird die Auffassung vertreten, von Saatgutpartien mit einem TKG unter 5 bis 6 Gramm sei abzuraten.
Die Rapszüchter weisen darauf hin, dass kleine Rapssaatkörner über die gleiche Leistungsfähigkeit verfügen wie große Körner. Entscheidend für die Ertragsfähigkeit und die Qualität des Aufwuchses ist die Genetik. In allen Körnern steckt die für Hybridsorten typische Widerstandsfähigkeit.
Die Keimfähigkeit des Saatgutes wird im Rahmen der Saatgutanerkennung untersucht und erfüllt hohe Standards. Die auf den Saatgutetiketten ausgewiesenen Ergebnisse liegen in aller Regel weit über den gesetzlichen Anforderungen an die Keimfähigkeit.
Darüber hinaus haben die Züchter verschiedene Exaktversuche zur Ertragsfähigkeit von Partien mit großem und normalem TKG durchgeführt. Der wissenschaftliche Versuchsaufbau, der auch geringfügige Unterschiede sauber herausarbeitet, sichert die Aussagen ab und zeigt, dass keine signifikanten Abweichungen hinsichtlich der Ertragsfähigkeit gefunden werden.
Bei der Auswertung der Versuche wurde je nach Anbaujahr festgestellt, dass normale Saatkörner unter günstigen Keimbedingungen schneller auflaufen, da sie weniger Keimwasser benötigen. Unter widrigen Bedingungen nach der Aussaat wuchsen größere Saatkörner aufgrund der höheren Speicherenergie zunächst schneller. In beiden Fällen konnten die vorübergehenden Vorteile im Laufe der Vegetationsperiode ausgeglichen werden, ohne dass Ertragsunterschiede messbar waren.
Jede Saatgutpartie hat ihr eigenes TKG, auf das der Züchter keinen Einfluss hat. In der Praxis sollte beim Saatgutbezug auf die Verwendung von Partien mit ähnlich großen Körnern geachtet werden, damit es bei der Aussaat nicht zu Unter- oder Überdosierung kommt. Sehr niedrige Saatgutmengen mit TKG’s von 4 bis 5 g können durch die Wahl eines weiten Reihenabstandes ebenfalls problemlos ausgesät werden.
Die Rapszüchter haben zweifelsfrei festgestellt: Entscheidend ist die Genetik, Saatgutpartien mit geringem und hohem TKG sind in ihrer Leistungsfähigkeit gleich zu beurteilen.
Bonn, den 31. März 2009
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V.
Dieter Rücker