Mit dem Zuflug der Stängelrüssler (Großer Rapsstängelrüssler und/oder Gefleckter Kohltriebrüssler) geht es dieses Jahr eher „langsam los“:
Im Süden Deutschlands (z.B. südl. Hessen, Baden-Württemberg) gab es an den ersten vorfrühlingshaften Tagen zwischen dem 10. und 15. Februar erste Zuflüge in die Gelbschalen, aber meistens noch vereinzelte Tiere. Die Bedingungen für den Erstzuflug waren noch nicht optimal – knapp zu kühl und zu windig. In windgeschützten und nach Süden exponierten Lagen dagegen gab es in der vergangenen Woche in der Südhälfte Deutschlands tageweise lokal (weiteren) Zuflug (z.B. in Hessen).
Auch in dieser Woche wird es trotz ruhiger Wetterlage noch nicht so frühlingshaft mild, dass „Hauptzuflug“ der Rüssler zu erwarten ist. Trotzdem sollten im Süden und im Westen Deutschlands die Gelbschalen regelmäßig kontrolliert werden.
Zur Erinnerung: 2021 war die Situation völlig anders. Vom tiefsten Winter ging es Mitte Februar deutschlandweit (!) direkt in den Vorfrühling. Das außergewöhnlich warme Wetter löste in vielen Regionen intensiven Zuflug der Rüssler in die Bestände aus. Der Große Rapsstängelrüssler musste zur Verhinderung der Eiablage umgehend behandelt werden. Auch bei höheren Fangzahlen des Kohltriebrüsslers waren Behandlungen kurz nach dem Zuflugstart angeraten.
Wichtig: Die erste Zuflugwelle von Kohltriebrüssler und – wo er vorkommt – Rapsstängelrüssler darf man nicht verpassen. Denn die Käfer fliegen an den ersten günstigen Tagen häufig in größerer Zahl zu. Ob diese wichtigen Schädlinge behandelt werden müssen, weiß man nur, wenn man diese Käfer in den Gelbschalen „erwischt“ und nach den schönen Tagen auch zählt. Der Befall ist nicht nur von Region zu Region, sondern auch von Schlag zu Schlag sehr unterschiedlich.
Nur wenn es nach dem Zuflugbeginn warm und sonnig bleibt, können die Käfer bereits nach wenigen Tagen eiablagebereit sein. Nur wo bereits bis Mitte Februar viele Große Rapsstängelrüssler gefangen wurden, muss damit gerechnet werden, dass diese Käfer eiablagebereit sind, v.a. bei Schlagneigung nach Süden. Falls nicht bereits erfolgt, sollte bei wieder 2-stelligen Temperaturen und Befahrbarkeit umgehend behandelt werden. Auf den allermeisten Flächen ist es aber noch nicht so weit! Der Gefleckte Kohltriebrüssler braucht ohnehin etwas länger bis zu Eiablage, wobei man auch bei diesem Käfer nicht zu spät kommen darf. Beobachten Sie also weiter den Zuflug in den Gelbschalen.
Bei starkem Befall mit Rapserdflohlarven (60-70% der Blattstiele), macht es Sinn, unmittelbar nach dem Zuflug der ersten Rüssler zu behandeln und so neben den Stängelrüsslern auch die kleinen Larven des Rapserdflohs zu erfassen. In diesem äußerst milden Winter gingen Eiablage und Larvenentwicklung fast kontinuierlich weiter. Vernarbungen, “Huckel“ und Aufplatzungen an den Blattstielen deuten auf Erdfloh-Befall hin (siehe Abb.1). Im Inneren der Blattstiele sind Larven mit 3 Beinpaaren und schwarzer Kopfkapsel zu finden.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster