Der extrem warme Oktober und der milde Novemberstart sind optimal für eine intensive Eiablage des Rapserdflohs.
Rapserdfloh und Schwarzer Kohltriebrüssler
Eier und Larven entwickeln sich zügig: Unter solchen Bedingungen können weniger Erdflöhe mehr Schaden anrichten als in einem kühlen Herbst. Glücklicherweise blieb die Befallslage beim Rapserdfloh auf vielen Rapsflächen unproblematisch. Allerdings gibt es lokal und auch schlagspezifisch Unterschiede. Eine Kontrolle von Blattstielen auf Larvenbefall sollte daher unbedingt erfolgen – zur Sicherheit auch, wenn bereits behandelt wurde oder wenn die Anzahl Erdflöhe in den Gelbschalen unter der Schwelle geblieben ist.
Typisch für Larvenbefall sind Aufplatzungen, Verbräunungen, Pusteln und Bohrlöcher an den Innenseiten der Blattstiele. Schneidet oder bricht man die Blattstiele an diesen Stellen auf, kann man die Larven des Rapserdflohs finden. Oft sind die Larven jetzt noch klein und ihre Symptome nicht stark ausgeprägt: Dann eine Lupe nehmen oder noch etwas warten, bis sich die Larvenaktivität besser zeigt. Auf jeden Fall sollten diese Blattstiel-Kontrollen bis Mitte November fortgeführt werden, bei mildem Witterungsverlauf auch noch länger.
Handlungsbedarf besteht, wenn 3 (schwacher Raps) bzw. 5 (wüchsiger Raps) der Stiele Larven-Symptome aufweisen. Ziel ist eine möglichst lange Wirkungsdauer des Pyrethroids, um die nach und nach aus den Eiern schlüpfenden Larven zu erfassen. Die noch kleinen und empfindlichen Larven kommen mit dem Wirkstoff in Kontakt, wenn sie sich aus- und wieder einbohren. Das erreicht man nur bei anhaltend kühlen Temperaturen – und danach sieht es in dieser und nach aktuellem Stand auch in der kommenden Woche noch nicht aus… Über die Dauerwirkung der Notfallzulassungen, z.B. Minecto Gold mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole, weißt man noch nicht genug. Auch diese sollten daher erst eingesetzt werden, wenn die Temperaturen gesunken sind.
Prinzipiell ist jedoch eine Behandlung im Spätherbst einer Frühjahrsbehandlung vorzuziehen. Wird der Winter mild, kann im Frühjahr bereits ein größerer Anteil schlecht bekämpfbarer größerer Larvenstadien vorhanden sein, die sich womöglich schon in den Stängel und bis zum Vegetationskegel vorgearbeitet haben. Sind im Frühjahr noch viele kleine, bekämpfbare Larven vorhanden (späte Zuwanderung, kalter Winter), kann auch im Frühjahr noch eine ausreichende Erdflohwirkung erreicht werden. Früh zufliegende Stängelrüssler können dann mit erfasst werden.
Der schwarze Kohltriebrüssler ist in diesem Herbst örtlich massiv in die Rapsbestände eingeflogen, überwiegend im Zeitraum Anfang bis Mitte Oktober. Der Richtwert von 5-10 Käfer/Gelbschale wurde häufiger als im Vorjahr deutlich überschritten. Eine Insektizidmaßnahme musste innerhalb von 5-7 Tagen nach dem Zuflug erfolgen, um die Eiablage zu verhindern. Sofern in den vergangenen Tagen erstmalig schwarze Kohltriebrüssler zugeflogen sind, sollte zügig eine Insektizidmaßnahme erfolgen. Wenn bereits gegen den Schwarzen Kohltriebrüssler behandelt wurde, diese Maßnahme aber bereits 10 Tage zurückliegt, und im Einzelfall auch hier am vergangenen Wochenende erneut Schwarze Kohltriebrüssler über dem Bekämpfungsrichtwert zugeflogen sind, sollte zügig nachbehandelt werden. Mit dieser Maßnahme werden Erdflöhe und Larven mit erfasst, allerdings mit nicht zufriedenstellender Dauerwirkung.
Wachstumsregler und Phoma
Auf den meisten Flächen sind die Wachstumsregler-Einsätze abgeschlossen: In wüchsigen Beständen sollte man sich vergewissern, dass der Vegetationskegel nicht abhebt. Sonst nachbehandeln. Kritischer Phomabefall tritt nach wie vor eher selten auf. Je nach Sorte und Region gibt es Unterschiede. Aus dem Südwesten Deutschlands (z.B. Rheinland-Pfalz und Südhessen) mehren sich jetzt Meldungen von stärkerem Befall. Infektionen seit Mitte Oktober werden nach und nach in den Beständen sichtbar. Nicht mehr nur ältere Blätter sind betroffen. Kontrollieren Sie Ihre Bestände! Bei sichtbarem Befall muss Phoma nah an Infektionen (kurz nach oder vor Niederschlägen) behandelt werden, sofern nicht bereits geschehen. Mittelwahl und -aufwandmenge sind auf Phoma auszurichten. Die typischen Phomaflecken mit kleinen schwarzen Sporenlagern darin (Pyknidien) sind nicht zu verwechseln mit Symptomen, die durch Stress (z.B. Befall mit Kohlhernie) oder Nährstoffmangel hervorgerufen sind.
Hierbei handelt es sich um den letzten Text für dieses Jahr. Der Service wird in 2023 für die Frühjahrs-Schädlinge wieder fortgeführt.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster