Blattfraß im Blick behalten!
Seit vergangener Woche zeigen sich zunehmende Fraßaktivitäten des Erdflohs. In den „Hotspot-Regionen“ gibt es auf ersten Schlägen bereits über 10 % zerstörte Blattfläche (z. B. Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen). Bei für den Erdfloh sehr günstigen Witterungsbedingungen in dieser Woche den Raps unbedingt engmaschig kontrollieren – der Erdfloh ist schnell. Zuerst kontrollieren in der Nähe von Hecken, Wald oder Altrapsschlägen. Besonders gefährdet sind gestresste Bestände, die nicht richtig wachsen wollen.In vielen Regionen hält sich der Fraß des Käfers (erkennbar am Schab- und Lochfraß) aber noch in Grenzen. Herbiziden sollten jetzt keinesfalls pauschal Pyrethroide zugemischt werden; dies erhöht den Resistenzdruck unnötig. Erst ab über 10 % Blattfraß ist eine Insektizidbehandlung angezeigt. Das ist aber anspruchsvoll: kleine Pflanzen bieten wenig Blattfläche (gute Benetzung), die Käfer sind tagsüber inaktiv (abends behandeln), und Pyrethroide wirken nur kurz. Zu beachten ist außerdem, dass Insektizide nicht mit allen Zusatzstoffen von Herbizidanwendungen mischbar sind (z. B. mit den Gräsermittel-Additiven Dash oder Radiamix).
Häufig sieht der Fraßschaden schlimmer aus, als er ist – besonders wenn der Raps schon weiter entwickelt und wüchsig ist (die Löcher „wachsen“ mit). Dann sollte der weitere Zuflug abgewartet werden.
Gelbschalen kontrollieren!
Die Gelbschalen regelmäßig kontrollieren. Digitale Gelbschalen können helfen, beim Geschehen nichts zu verpassen. In Schleswig-Holstein, Thüringen und Sachsen wurden seit letzter Woche auf einigen Schlägen bis zu 200 Erdflöhe in den Gelbschalen gezählt. Auf benachbarten Flächen und in vielen anderen Regionen waren bislang keine oder nur vereinzelte Tiere in den Schalen. An eigenen (ebenerdig eingegrabenen) Gelbschalen führt also kein Weg vorbei: Der Befall variiert von Jahr zu Jahr, von Region zu Region und von Schlag zu Schlag.
Die aktuelle Witterung ist fast deutschlandweit sehr günstig für den Zuflug. Selbst wenn jetzt in schon weiter entwickeltem Raps sehr viele Rapserdflöhe pro Gelbschale gezählt werden (bei gleichzeitig geringem Fraßschaden), sollte ein Insektizideinsatz zum jetzigen Zeitpunkt gut überdacht werden. Die Pyrethroide wirken beim aktuellen Temperaturniveau nur kurz, und der Käfer befindet sich noch in der Zuflugphase. Ein eher schlechter Bekämpfungserfolg ist daher vorprogrammiert.
In wüchsigen und gleichmäßigen Rapsbeständen, die 4 oder mehr Blätter entwickelt haben, steht die Entscheidung zum Einsatz von Wachstumsreglern an.
Metconazol-Produkte (Carax, Caramba, Efilor) dürfen im Herbst nicht angewendet werden, wenn die Herbizide LaDiva (neue Fertigformulierung aus Belkar und Synero 30 SL) oder Belkar zum Einsatz kommen.
Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster