Phoma lingam

Beschreibung

Phoma lingam, die Wurzelhals- und Stängelfäule, zählt zu den bedeutendsten Rapskrankheiten in Deutschlands.

Gelangen Sie hier zu unserem Video: "Phomabefall im Herbst erkennen und behandeln."

Ausgangspunkt der Infektion sind in der Regel alte Rapsschläge, aber auch viele kruzifere Unkräuter können befallen werden und als Infektionsquelle dienen. Auf den Ernterückständen bilden sich bei feuchter Witterung Fruchtkörper des Pilzes – sogenannte Pseudothezien – die Ascosporen ausschütten. Die Bildung der Pseudothezien und die Freisetzung der Ascosporen auf befallenen Stoppelresten steht in engem Zusammenhang mit den Niederschlägen und der Temperatur nach der Rapsernte. Wiederholte Regenfälle und eine mittlere Temperatur von ca. 15 °C sind optimale Voraussetzungen. Das bedeutet, je früher und je häufiger nach der Rapsernte feuchte Witterungsperioden einsetzen, desto früher werden auf den Altrapsfeldern von befallenen Pflanzenresten Pilzsporen freigesetzt und mit dem Wind großflächig verteilt. Die Pseudothezien können unter günstigen Bedingungen über Monate Sporen freisetzen, was in milden, feuchten Wintern oftmals der Fall ist. Eine Infektion der jungen Rapsflächen kann also unter ungünstigen Bedingungen über  einen langen Zeitraum erfolgen. Unter warmtrockener Witterung im Herbst bzw. kalt – trockener Witterung im Winter kommt die Ausschüttung von Sporen jedoch zum vorübergehenden Stillstand. Diese Ascosporen können kilometerweit mit dem Wind transportiert werden und sind in der Regel die wichtigste Infektionsquelle für Neuansaaten. Sie benötigen lediglich einige Stunden Feuchtigkeit, um jungen Winterraps an Blättern und am Wurzelhals zu infizieren. An Infektionsstellen auf den Blättern bilden sich weißliche Blattflecken mit kleinen schwarzen Sporenbehältern, den Pyknidien. Diese Pyknidien schütten nun ebenfalls Sporen aus, die durch Regentropfen und Wind weiter im Bestand verteilt werden. Pyknidien kommen auch auf Ernterückständen vor. Auf  befallenen Stängel- und Strohresten werden daher bei feuchter Witterung sowohl aus den Pseudothezien als auch aus den Pyknidien Pilzsporen freigesetzt. Der Ausfallraps auf diesen Flächen zeigt als erstes Befallssymptom Phoma-Blattflecken, aus deren Pyknidien zusätzliche Sporen freigesetzt werden. Alte Rapsflächen können daher eine starke Infektionsquelle darstellen. Gerade junge Rapspflanzen sind noch sehr empfindlich und können sehr schnell infiziert werden, woraus sich das große Schadpotenzial einer frühen Infektion erklären lässt. Die Phoma-Blattflecken sind die wichtigste Quelle von neuen Pilzsporen und damit der Massenausbreitung im Rapsbestand. Die Blattflecken selbst hinterlassen kaum Schäden, von ihnen freigesetzte Sporen infizieren jedoch den Wurzelhals und den Stängel. Dabei erleichtern Verletzungen das Eindringen in die Pflanzen. Hierzu gehören z.B. Scheuerstellen am Wurzelhals (durch Wind), Verletzungen durch Schädlinge (Rapserdfloh, Stängelrüssler, Triebrüssler) oder auch Wachstums- und Frostrisse im Frühjahr. Gefährlich wird der Pilz, sobald er in den Wurzelhals oder Stängel des Winterrapses eindringt und dort das Absterben von Rindenzellen verursacht. Es bilden sich dunkelbraune bis schwarze Vermorschungen, der Wurzelhals wird regelrecht eingeschnürt.

Die Phomasporen, die nicht auf den Blättern landen sondern auf Boden oder Pflanzenreste fallen, können zu direkten Infektionen führen. Bei Regenwetter werden sie mit Spritzwasser auf die Pflanzen geschleudert und dringen daraufhin direkt über die Fraßstellen der Schadinsekten in die Pflanze ein. Verletzungen durch Insekten, starker Wind, Hagel und Sandreibung begünstigen diese Infektionsform. Fungizideinsatz kann dazu beitragen, auch diesen Infektionsweg etwas zu entspannen.

Schadbilder


Krankheit

Sclerotien an Rapsstoppeln Sclerotien an Rapsstoppeln
Blattbefall Blattbefall

Bekämpfung

Die Infektion geht zum allergrößten Teil von befallenen Ernterückständen aus. Daraus folgt, alle Maßnahmen die zu einer schnellen Entfernung oder einer schnellen Umsetzung der Ernterückstände dienen, verringern die Infektionsgefahr für in den Nähe liegende Neuansaaten. Das hieße z.B., noch vor der neuen Rapsaussaat die Erntereste unterzupflügen. Dem steht allerdings der weiter steigende Trend zur pfluglosen Bodenbearbeitung nach Winterraps entgegen. Hier befinden sich auch nach erfolgter Herbstbestellung noch zahlreiche Raps – Stoppelreste an der Bodenoberfläche, von denen nach wie vor bei entsprechender Witterung eine große Infektionsgefahr ausgeht. 

Das Problem ist oft der Anteil von Raps in der Landschaft, bei höheren Anteilen befinden sich zwangsläufig Altraps – Flächen in der Nähe von Neuansaaten. Da Verletzungen durch Schädlinge das Eindringen des Pilzes in die Pflanze erleichtern, kann auch eine Schädlingsbekämpfung den Phoma – Befall vermindern.

Eine wertvolle Hilfestellung bezüglich des Fungizid- und Insektizideinsatzes bieten proPlant und Rapool mit tagesaktuellen Informationen zur Phoma - Gefährdung, zur Optimierung des Wachstumsregler-Einsatzes und zur Prognose des Schädlingsauftretens im Herbst und Frühjahr.
Zur Prognose möglicher stärkerer Phoma – Infektionen im Winterraps erfolgen mittels Temperatur, Niederschläge und Luftfeuchtigkeit Aussagen zum Sporenflug und zum Infektionsrisiko. Feuchte Phasen im frühen Jugendstadium begünstigen den Sporenflug und die Infektionswahrscheinlichkeit, insbesondere wenn sich die Neuansaat in räumlicher Nähe (< 300 m) zu vorjährigen Rapsflächen befindet bzw. die Rapsanbaudichte der Region hoch ist. Erste Phoma – Blattflecken auf Ausfallraps bereits im September sind ein absolutes Warnsignal. Auch kühle Regenperioden ab Oktober bis in den Winter können Phoma - Infektionen fördern. Je nach Phoma – Prognose sollte eine fungizide Behandlung nach einer intensiven Feuchtephase erfolgen und wiederholt werden, wenn nach ca. vier Wochen oder später eine weitere Infektionsphase vorliegt. Um eine gute fungizide Wirkung zu erreichen, müssen ausreichend hohe Aufwandmengen eingesetzt werden. Für eine chemische Bekämpfung stehen verschiedene Produkte zur Verfügung. Die beiden Azole Tebuconazol und Metconazol haben sowohl eine fungizide als auch eine wachstumsregulatorische Wirkung, während andere Wirkstoffe wie z.B. Difenoconazol oder Boscalid ausschließlich eine fungizide Wirkung besitzen. Für schwache Bestände oder bei starkem Infektionsrisiko bietet es sich an, die wachstumsregelnden Fungizide (Tebuconazol, Metconazol) in verringerter Aufwandmenge mit reinen Fungiziden (z.B. Boscalid, Difenoconazol) zu kombinieren. Zum Zeitpunkt der Infektion kann noch keine Aussage über die Höhe der Ertragsverluste getroffen werden, da das Schadausmaß von der weiteren Witterung bis zur Ernte abhängt. Auch die Wirksamkeit von fungiziden Maßnahmen kann nur sehr schwer beurteilt werden.


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