Mit hochkarätigen Referenten war die Rapool-Fachtagung auch in diesem Jahr wieder besetzt. Der Rapsmarkt, neue Erkenntnisse bei der Verticillium-Stängelstreifigkeit, Stickstoffeffizienz, aktuelle Sorten und pflanzenbauliche Empfehlungen waren die Themen.
Die aktuelle politische Situation bei Biodiesel stellte Brauer anhand der Kernbeschlüsse des EU-Parlamentes vom 17. Januar 2018 dar: Der Mindestanteil für erneuerbare Energien wird von 27 % auf 35 % erhöht, ab 2021 wird Kraftstoff aus Palmöl ausgeschlossen, es kommen keine iLUC (Landnutzungsänderung)-Faktoren zum Tragen. Aus Sicht der UFOP sei die die Weiterverwendung von Biodiesel nach 2020 als positiv zu bewerten, erklärte Bauer, doch seien 2 % Biokraftstoffe ab 2030 weniger als erhofft. Der Ausschluss von Palmöl eröffne Absatzpotential für Raps, doch die UFOP bezweifelt die Erreichbarkeit von Klimazielen, so Brauer. Bei der Rapsbeizung steht die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur „Rapool-Klage“ gegen das endgültige Verbot der Neonicotinoide an. „Wir sind bestrebt, die deutschen Kernsorten zur Aussaat 2018 mit der Lumiposa-Beize anzubieten und werden uns weiterhin für ein nützlingsschonendes Beizkonzept einsetzen“, erklärte Brauer. „Wir sehen weiterhin eine große Perspektive für Raps, denn ohne Raps geht es nicht.“
Dominanz des Weltmarktes bei der Preisbildung
„Denken Sie im Februar schon daran, die Ernte 2018 zu verkaufen“, riet Thomas Mielke von der ISTA Mielke GmbH den anwesenden Rapsanbauern. Bei der Preisbildung gebe es eine Dominanz des Weltmarktes, so der Marktanalyst, doch „ohne Spekulation würde es noch viel schlechter aussehen.“ Der starke Euro forciere den Preisrückgang bei der Rapssaat. Die EU ist der größte Rapsproduzent, doch wie lange das noch anhalte, sei fraglich, erklärte Mielke. Eine marginale Ausweitung der Fläche bei Winterraps begrenzt den Anstieg der EU-Rapsproduktion. Dagegen wurden sowohl bei Sojabohnen, als auch bei Rapssaat und Sonnenblumen in den vergangenen 15 Jahren in vielen Schlüsselländern große Ertragsanstiege und damit Zuwächse realisiert. „Auch für 2018 zeichnet sich bei den Pflanzenölen weltweit ein Produktionsüberschuss ab“, erklärte Mielke. Die zukünftigen Märkte seien vor allem in Asien, aber auch in Afrika zu sehen, Europa, Nordamerika, Japan, Australien und Neuseeland machen heute weniger als 10 % der Weltbevölkerung aus, so Mielke.
Verticillium-Stängelstreifigkeit: Der Pilz im Verborgenen
Aktuelles aus der Verticillium-Forschung präsentierte Prof. Andreas von Tiedemann von der Uni Göttingen. „Wir nennen Verticillium auch den Pilz im Verborgenen“, erklärte Tiedemann, denn er ist bodenbürtig und wurzelinfizierend und von außen nicht zu sehen.“ Aufgrund dessen sei Verticillium auch schwer zu diagnostizieren. Die Rapspflanzen haben die Fähigkeit, den Pilz innerhalb eines Gefäßes zu halten. Die Wasserversorgung ist nicht gestört, das sei nicht die Schadwirkung bei Raps weswegen auch die Bezeichnung Welke falsch sei, so Tiedemann, vielmehr platze die Epidermis auf und es kommt zu einer verzögerten Entwicklung. In seinem Forschungsteam wurden in den letzten Jahren Untersuchungen zu den drei verschiedenen Pathotypen des Erregers gemacht und dabei festgestellt, dass zwei Genome zu einem Hybrid führen. Bis zu einer Befallshäufigkeit von 60 % kommt es nicht zur Ertragsminderung, der Raps habe ein gutes Kompensationsvermögen, so Tiedemann. Bis zum Zeitpunkt der Blüte erfolgt keine Ausbreitung, der Pilz „schläft“ in den Wurzeln. Die Proliferation erfolgt erst nach der Blüte in den Spross. „Die Bodentemperatur ist dabei der Treiber, zwischen 10 °C und 12 °C ist die Schwelle für die Ausbreitung“, stellte der Wissenschaftler fest.
Auf die Stickstoffeffizienz achten
Stickstoff ist für das Erreichen hoher Erträge im Rapsanbau unbedingt notwendig. Wie die Rapsanbauer zukünftig die Vorgaben der Düngeverordnung bestmöglich einhalten, war das Thema von Dr. Andreas Stahl von der Universität Gießen. „Die Stickstoffaufnahme hat sich von den älteren Liniensorten zu den modernen Hybriden verbessert, das haben wir der Pflanzenzüchtung zu verdanken“, stellte er fest. In Versuchen zeigte die Anzahl Körner pro Schote den größten Zusammenhang zum erzielten Kornertrag, die Anzahl der Schoten ist wiederum bei Hybriden höher als bei Liniensorten. Die Stickstoffeffizienz als Quotient aus Kornertrag zu gedüngtem Stickstoff müsse aber durch pflanzenbauliche Maßnahmen wie die Optimierung von Vorfrucht und Fruchtfolge, angepasste Bodenbearbeitung, Saattermin und Saatstärke weiter verbessert werden. Das Einsparpotential an Stickstoff berge die Chance zur Kostenreduktion, so Stahl. Mit Hilfsmitteln wie Probenahme oder Sensortechnik könne die Stickstoffaufnahme näherungsweise bestimmt werden, doch solle die Reduktion der Stickstoffdüngung immer schrittweise und nicht mit radikalen Änderungen erfolgen.
Ertragskunst in gelb
Das Rapool-Sortenkonzept 2018 stellte Produktmanager Andreas Baer vor. Sowohl Bender als auch Hattrick hätten beispielsweise 2017 in den Landessortenversuchen ihre Robustheit auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen unter Beweis gestellt. Dabei zeigte sich Hattrick als leistungsstärkster LSV-Aufsteiger mit relativ 106 im Kornertrag. Die Sorte Penn biete auch unter Trockenstress einen Mehrertrag und habe durch ihre hohe und lange Druschfähigkeit nur eine geringe Ausfallneigung, so Baer. Neu im Rapool-Sortiment ist Puzzle. Die kurze und standfeste Sorte zeichne sich durch eine frühe Blüte und hohen Kornertrag aus und sei ideal für Mulchsaaten und Trockenstandorte, erklärte Baer. Die Sorte Crome bringe den Ertragsfortschritt im Kohlherniesegment. Die EU-Neuzulassung 2017 ist frohwüchsig im Herbst und früh reif. „Im züchterischen Ertragsvergleich hat Crome 4,7 dt/ha Mehrertrag gebracht“, berichtete Baer.
Die richtige Bestandesführung
Tipps zur Raps –und Weizendüngung nach der neuen Dünge-Verordnung gab Rapool-Produktmanager Rainer Kahl. Die Stickstoffbedarfsermittlung in §4 und der betriebliche Nährstoffsaldo in §8 sind unabhängig voneinander einzuhalten, betonte Kahl. Die Stickstoffdüngung im Herbst 2017 muss als mineralische Düngung nicht angerechnet werden, bei einer organischen Düngung sind 10 % Nachlieferung anzurechnen. „Das gilt allerdings nur für die N-Bedarfsermittlung, nicht für den N-Saldo“, erklärte Kahl. In der Praxis habe sich gezeigt, dass Rapsweizen im Vergleich zu Stoppelweizen 5 – 10 % höhere Erträge bei 20 kg weniger Stickstoff bringe. Daran werde sich wahrscheinlich auch bei reduzierter Stickstoffdüngung nichts ändern, prognostizierte Kahl. Raps und Rapsweizen können sich auch mit der Düngeverordnung ideal ergänzen, da Raps einen breiten Bereich mit Pufferfunktion habe, stellte der Produktmanager fest. Er empfiehlt eine frühe erste N-Gabe, falls keine Herbst- N-Düngung erfolgte oder ein sichtbarer Mangel vorliegt. Dabei bieten üppige Bestände Chancen auf eine reduzierte N-Düngung. In schwachen Beständen sollte dagegen die 1. Gabe betont werden, wobei auf gefrorenen Böden, die tagsüber antauen, maximal 60 kg N zulässig seien. Rapool stelle dem Landwirt für die Bestandesführung und Düngung einige nützliche Werkzeuge an die Hand beispielsweise den N-Kalkulator, den N-Saldenplaner, den Nährstoff-Entzugsrechner oder das Fruchtfolgemodul, erklärte Kahl.
Angelika Sontheimer, Februar 2018