Fortschritte in der klassischen Pflanzenzüchtung und Zuchtfortschritt im Raps.
Die Qualitätszüchtung hat bei Raps eine jahrzehntelange Tradition. Sie hat den Raps eigentlich erst zu dem gemacht was er heute ist.
Die Qualitätsumstellungen auf 0- bzw. 00-Raps ermöglichten eine umfangreichere Verwertung der Öle und Schrote und haben sich dynamisch auf den Entwicklungsverlauf des Weltmarktes ausgewirkt. Erucasäure aus Raps spielt weltweit eine eher untergeordnete Rolle, ist aber ein fester Bestandteil in der Waschmittelindustrie geworden. Der Anbau der neuen Qualitätsölrapse high oleic-low linolenic (HOLLI) ist weltweit beinahe auf 1 Mio. ha angewachsen und wird mit einem jährlichem Wachstum von bis zu 10% geschätzt. Die größten Abnehmer von Rapsöl sind die Biodieselindustrie und die Fettchemie. Rapsöl ist flüssig, ist gut zu pumpen, zu lagern und zu dosieren und hat einen hohen Energiegehalt. Damit sind ideale Voraussetzungen für die energetische Verwendung in der mobilen Welt vorhanden.
Bei den Züchtern des Rapool-Ringes steht die Sorte und deren Leistung immer im Vordergrund. Viele ackerbauliche Entwicklungen sind ausgeschöpft und aufgrund eines veränderten Umweltbewusstsein und einer nachhaltigen Produktion sind umfangreiche Ertragssteigerungen durch Pflanzenschutz und Dünger in Deutschland nicht mehr zu erwarten. Der Ertragsfortschritt muss also immer stärker von der Sortengenetik und demnach von der Züchtung geleistet werden.
Saatgut und Sorte versprechen in der Zukunft weiterhin großen Fortschritt und sind unverwechselbar im zertifizierten Saatgut erhältlich. Es versteht sich von selbst, dass die Kosten aufwendiger Züchtungsverfahren für jeden Züchter durch ausreichend Saatgutverkäufe refinanziert werden müssen. Nur so kann gewährleistet werden, dass auch in den nächsten Jahren eine Weiterentwicklung des Sortenmaterials möglich ist und so eine Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Landwirtschaft langfristig ermöglicht wird.
Die Rapool-Züchter konzentrieren sich ganz auf Raps. Die Spezialisten dieser Kulturart managen gemeinsam drei Winterraps-Zuchtprogramme. Mit einem bedeutenden Marktanteil bestimmen Rapool-Rapssorten seit langem die Sortenlandschaft. Dabei wird das gesamte Spektrum an Sortentypen abgedeckt. Liniensorten, MSL-Hybridsorten, OGURA-Hybriden, Erucasäure- oder HOLLI-Sorten oder auch Spezialsorten mit Kohlhernie-Resistenz zeigen die Vielfältigkeit der Zuchtprogramme auf. Zukünftig wird sich der Rapool-Ring ausschließlich auf die Herstellung von Hybridsorten in allen Qualitätssegmenten des Marktes konzentrieren. Liniensorten haben im Raps langfristig nicht das Ertragspotential und insbesondere nicht die Ertragssicherheit der Hybriden und werden damit im Rapsanbau früher oder später der Vergangenheit angehören. Schon jetzt werden in Deutschland auf über 90 % der Rapsanbaufläche Hybridsorten angebaut (Kleffmann 2016). Mit der dritten Generation der Hybriden wurde der Ertragsabstand zu den Liniensorten noch mal deutlich ausgebaut. Die besonderen Heterosiseigenschaften sind unter den Stresszuständen im aktuellen Anbaujahr in vielen Sortenversuchen und in der Praxis zu sehen. Die Hybriden zeichnen sich durch bessere Spätsaateignung, gute Phomaresistenz, enorme Vitalität und ein hohes Kompensationsvermögen aus. Das sichert die Erträge für den Anbauer nach unten ab.
Ein Blick in die Wertprüfungen zeigt, dass die Entwicklung von Hybriden durch die Züchtung weiter Fahrt aufgenommen hat. Die Anmeldesituation zeigt, dass in den Wertprüfungen fast ausschließlich Hybriden zu finden sind und die Hybridsorten die vorderen Plätze einnehmen.
In den nächsten Jahren werden aus der Züchtung neue starke leistungsverbesserte Hybridsorten zur Marktreife gebracht. Sehr hohe und sichere Kornerträge werden mit sehr hohen Ölgehalten kombiniert. Weitere Ertragssteigerungen, die auch in der Praxis ankommen, sind zu erwarten.
Der Bedarf an Rapsölen- und schroten ist weltweit stetig ansteigend. Die Produktion muss sich darauf einstellen und diesen Bedarf decken. Raps wird daher weiter in der Anbaufläche wachsen, dort wo Zuwächse möglich sind. Dort wo flächenmäßig keine Zuwächse mehr möglich sind, muss der Ertrag weiter abgesichert und die möglichen Ertragspotentiale noch weiter ausgeschöpft werden. Die Züchtung hat dies erkannt und wird dafür das nötige Sortenmaterial liefern.